Auf dem Programm steht fuer morgen ein 8-15km langes Rennen. Sowas habe ich aber nirgendwo in der Umgebung gefunden, also mache ich es auf meine altbewaehrte Art: aufteilen!
Heute Morgen war auf der Air Force Base wieder ein "5-km-Lauf", der aber wie immer nur drei Meilen (4,8 km) lang war. Diese Laeufe machen immer Spass, sind umsonst, ich gewinne fast immer und mittags war sowieso Betriebs-Weihnachtsfeier. Da war das Dea Running Team mal wieder dabei.
Nach dem missglueckten Halbmarathon wollte ich diesmal keinen Stress machen und habe ganz heldenhaft den Forerunner im Auto gelassen. Ok, eine Uhr hatte ich trotzdem, aber ich habe waehrend des ganzen Laufs wirklich nur zweimal draufgesehen.
Leider hat Jon den Start, der ein paar Minuten zu frueh von Santa Claus mit einer grossen Glocke angekuendigt wurde, verpasst. Ich hielt noch nach ihm Ausschau, aber dann musste ich ja auch mit den anderen los. Es war mit 18 Grad nicht zu warm aber die Luft war feucht und schwer vom Morgennebel. Ich wusste, dass das Atmen eine Herausforderung werden wuerde. Ausserdem wusste ich, dass ich auf dem Rueckweg leichten Gegenwind haben wuerde und ich bin die Strecke schon so gelaufen dass ich auch genau wusste, ab wann ich muede und es weh tun wuerde. Beste Voraussetzungen.
Es ging auch gleich schnell los, aber ich hielt ein Tempo von dem ich wusste, dass ich es wenigstens bis zum Wendepunkt durchhalten koennte. Nicht nach Zahlen, sondern nur nach Gefuehl. Nachdem ich die zu schnell Losgesprinteten ueberholt hatte, haengten sich zwei oder drei Maenner an und nun war es meine Aufgabe, sie wenigstens bis zum Wendepunkt hinter mir zu lassen. Ich hoerte ihren Atem direkt hinter mir, sie liefen genau das Tempo das ich brauchte, um mich von ihnen nur ein kleines Bisschen mehr pushen zu lassen. Wunderbar. Ich hatte auch meine Race Flats an und ganz duenne Laufsocken. Beim Halbmarathon hatte ich zu dicke Socken an, die sich ratzfatz mit Schweiss vollgesaugt und meine Fuesse noch schwerer hatten werden lassen. Aber aus Fehlern wird man klug! Mit den ultraleichten Schuhen flog ich nur so ueber den Asphalt.
Am Wendepunkt sollte es eigentlich Wasser geben, aber der Fitness Center Mitarbeiter dachte wohl, die Schnellen brauchen sowieso nichts und hatte auch noch nichts vorbereitet. Ich bin ja der Meinung, dass man die Zeit, die man beim Trinken vielleicht verliert, ganz schnell wieder aufholt bzw. noch uebertrifft, weil der Herzschlag leicht verlangsamt wird usw. usw. Jedenfalls hab ich mich doch kurz geaergert, aber dann einfach schnell weiter gerannt. Erster Blick auf die Uhr: Es waren gerade mal 10 Minuten vergangen. Selbst wenn ich nun ganz furchtbar absacken sollte, muesste ich es immer noch unter 21 Minuten schaffen.
Nun sah ich auch Jon ankommen. Warum er so weit hinten war, war mir zu dem Zeitpunkt noch ein Raetsel. Erst nach dem Lauf erfuhr ich, dass er nicht mit dem verfruehten Start gerechnet hatte und von seiner Aufwaermrunde kam, als die Uhr schon 40 Sekunden lief. Sehr aergerlich! Nun war er etwas hinter mir, holte aber schnell auf, rief mir noch einen aufmunternden Gruss zu und entschwand am Horizont. Es ist einfach unglaublich, welche Fortschritte er in letzter Zeit gemacht hat! Vor allem, seit ich seinen Trainingsplan "ueberwache". In Arizona wird er wohl einen richtig guten Halbmarathon hinlegen.
Ich selber musste nun auch zwei der Maenner, die mir die ganze Zeit im Nacken gesessen hatten, ueberholen und ziehen lassen. Da ich das aber "geplant" hatte, war ich nicht frustriert und gab auch nicht auf. Ich liess im Tempo nur gerade so viel nach, dass ich immer noch gut laufen konnte, verlangsamte aber niemals zu sehr. Ich lief gerade an meinem Limit, das ich fuer mich selber heute tolerieren konnte. Anders als beim Halbmarathon aber ohne Frustration oder Gedanken ans Aufhoeren oder Nicht-Schaffen. Ich war froh, den Forerunner nicht dabei zu haben.
Bald kam die Stelle, an der ich immer muede werde und so war es auch heute. Aber ich war vorbereitet und konnte mir ausserdem einreden, dass ich ja fast da war. Nur noch eine Kurve, und dann konnte ich das Ziel schon sehen. Alles geben! In der Kurve schaute ich wieder auf die Uhr. 19:09. Unter 20 wuerde ich es also nicht mehr schaffen, denn fuer die letzte Gerade brauche ich immer laenger als eine Minute, aber unter 21 war mir ziemlich sicher. Nun kam es nur noch darauf an, wie weit unter 21. Ich wartete noch ein bisschen mit dem Endspurt, um nicht vor dem Ziel noch mal verlangsamen zu muessen und hatte ihn schliesslich so gut getimed, dass ich mit allerletzter Kraft und so schnell ich konnte ins Ziel gerannt kam. 20:22. Gewonnen! Stark gelaufen, gut gelaufen, mit dem Herzen gelaufen. Geschafft!
Die Zeit war eher nebensaechlich, obwohl mich schon freute, die schnellste Zeit seit meiner Verletzung gelaufen zu sein.
Wichtig war, dass ich mich nicht wieder von meinem Kopf habe runterziehen lassen. Dass ich den Willen, die Kraft und den Ehrgeiz hatte, mein Bestes zu geben, mich nicht unterkriegen zu lassen, Muedigkeit und Schmerzen wahrzunehmen, mein Laufen darauf abzustimmen, aber es nicht diktieren zu lassen. Dieser Wille war mir zwischenzeitlich etwas abhanden gekommen.
Den halben Tag ueber war ich in Hochstimmung und konnte mir kaum das Grinsen vom Gesicht wischen. Gut gelaufen! Gut gelaufen! Nicht die schnellste Zeit der Welt, aber daran kann ich arbeiten. Der Wille ist wieder da, wenigstens fuer kurze Zeit mehr Unbehagen auszuhalten und dafuer eine gute Leistung zu bringen. Ich weiss es nicht, vielleicht haette ich mich nach der Verletyung nicht gleich kopfueber ins Marathontraining stuerzen sollen. Aber ich war so ausgehungert zu laufen, dass ich nicht genug bekommen konnte. Gleichzeitig hatte ich aber auch Angst, gleich wieder in die naechste Verletzung hinein zu laufen. Quantitaet statt Qualitaet.
Ich hoffe, dass ich von diesem Lauf zehren kann. Morgen frueh ist noch ein 5er in Orlando, fuer den ich freien Eintritt habe. Mal sehen, wie das wird. Gewinnen werde ich den ganz sicher nicht, aber unter 21 Minuten wuerde ich schon gerne bleiben, aber das haette ich mit dem heutigen Tempo (4:13er Schnitt) nicht geschafft. Da muesste ich zwei Sekunden pro Kilometer schneller laufen. Was ja auch nicht viel ist.
Jedenfalls werde ich wieder ohne Forerunner laufen, mir keinen Stress machen (!), sondern "einfach nur" so gut laufen wie ich kann. Wenn mir das wieder gelingt, dann hab ich schon ganz schoen was geschafft, egal was am Ende fuer eine Zeit herauskommt.
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2 Kommentare:
Glückwunsch!!! Hach, das liest sich herrlich positiv! Daumen werden natürlich gedrück ...
Jau, da schließe ich mich doch an, auch von mir herzlichen Glückwunsch! Finde auch, dass sich das positiv liest. Den Kopf bei Unbehagen auszuschalten oder ruhig zu stellen ist eine Kunst für sich. Wenn es läuft, dann macht er sich eh selbständig, denkt gar nichts oder springt von einem Thema zum anderen. Wird es schwer, denkt er genau immer nur daran und wie man am besten alle Systeme zum Aufhören bewegen kann. Ich denke, so wie der Körper einfach irgendwann eine Phase des Wenigerlaufens benötigt, genauso braucht diese auch der Kopf, damit er wieder voll dabei ist, auch er braucht eine Ruhe- und Erholungsphase um neue Kraft zu schöpfen. Übrigens, Du könntest auch die erste Seite des Garmins einfach auf Zeit umstellen und nicht die Knöpfe betätigen ;-))
Viel Erfolg für den nächsten Lauf oder mit oder ohne Garmin.
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