15.11.08

Endeavour und seine Folgen

Gar keine gute Idee, im Marathontraining eine Flasche Wein zu trinken...
Aber gestern war der vielleicht letzte Nachtstart eines Space Shuttles vom Cape Canaveral. Und da Stephanies Eltern ganz strategisch guenstig am Banana River wohnen, von wo aus man den Start besonders gut verfolgen kann, gab es eine kleine "Launch Party".

Eigentlich wollte ich gar nicht so viel trinken, aber andererseits dachte ich auch, dass ich mir so eine Ausschweifung auch ausnahmsweise mal leisten durfte.
Es kam wie es kommen musste: Die Rache folgte heute Morgen auf dem Fuss und ich fuehlte mich den ganzen Tag traege, hatte Kopfschmerzen und ich konnte mich zu nichts aufraffen. Als ich gegen 10 mit dem Gedanken spielte laufen zu gehen waren es bereits 27 Grad. Auch nicht wirklich die passende Temperatur fuer einen Kater-Vertreibungslauf. Ausserdem mussten wir auch noch im Stall Sand schaufeln.
Den ganzen Tag nur faul rumgehangen, bis wir uns am spaeten Nachmittag endlich aufraffen konnten, zum Pferd zu fahren und die Stallarbeit zu verrichten. Aufs Reiten habe ich mal dankend verzichtet. Waere mir doch zu wackelig gewesen.

Nun blieb noch das Laufen. Ach Herrje! Das musste ja auch noch sein.
Da ja nichts motivierender ist, als nach Hause zu laufen - dann hat man tatsaechlich keine andere Wahl und kann nicht abkuerzen - und ich zufaellig von gestern noch ein Paar Laufschuhe im Auto, Shorts und Sport BH sowieso schon anhatte und es sich inzwischen etwas abgekuehlt hatte, schickte ich Jon alleine nach Hause und machte mich laufenderweise auf den Weg, der praktischerweise nur etwas laenger ist als die Strecke, die ich sowieso geplant hatte. Jon lieh mir seine Armbanduhr, weil ich den Forerunner nicht dabei hatte. Ich muss schon sagen, das war auch mal ganz nett, nicht die ganze Zeit mit allen moeglichen Daten, Pulswerten, Meilen, Geschwindigkeit usw. traktiert zu werden, sondern einfach nur zu laufen. Ich hatte die Strecke am Dienstag schon mal gemacht, aber da war es mir viel anstrengender vorgekommen.

Heute war mit den ersten Laufschritten mein Kater wie weggeblasen und zum ersten Mal in dieser Woche stellte sich dieses "automatische Laufen" ein, bei dem man nicht darueber nachdenken oder sich furchtbar konzentrieren muss, sondern einfach nur vor sich hin laeuft mit dem Gefuehl, das noch stundenlang durchhalten zu koennen. Die Meilen flogen nicht gerade, aber ich war auch nicht superlangsam unterwegs. Gerade angenehm eben, ein echter Regenerationslauf. Zwischendurch baute ich die 6x100m Steigerungslaeufe ein, mangels 100-m-Markierungen sollten eben 20 Sekunden reichen. Das ist schon genau genug. Es tat gut, mal so richtig loszusprinten und war wegen der Kuerze dieser "Einwuerfe" auch nicht furchtbar anstrengend.



Ueberhaupt ist es schon seltsam. Da quaelt man sich die ganze Woche einen ab, es laeuft furchtbar muehsam und fast jeder Lauf kostet unheimlich Kraft. Und dann kommt der Samstag und ich laufe ganz locker und entspannt 12.25 km in 1:04:41. Trotz viel zu viel Weisswein und dabei noch zu wenig Schlaf in der Nacht zuvor.
Brauche ich vielleicht auch unter der Woche mehr Erholung und sollte ich besser oefter am Nachmittag laufen? Irgendwie scheint das fuer mich eine bessere Zeit zu sein.
Nun kommt morgen noch der lange Lauf, 25.75 km, von denen ich eigentlich 19.31 im Marathontempo laufen soll. Ich weiss noch nicht, wie das werden soll, aber ich mach mir wohl ausnahmsweise mal keinen Stress. Schliesslich bin ich ja vor 3 Wochen den Daytona Beach Halbmarathon im Marathontempo gelaufen und dann kann ich im Dezember auch noch mal einen Halbmarathon einbauen. Ich wollte eigentlich dieses Wochenende nach Fort Lauderdale fahren und dort einen Halbmarathon laufen, um diesen Lauf besser hinzukriegen. Aber Jon hat Bereitschaft und haette schon wieder nicht mitkommen koennen. Alleine wollte ich auch nicht und so schau mer mal wie das morgen wird. Ich glaube ja nicht, dass ich so eine weite Strecke ohne motivierendes Rennen so schnell laufen kann. Ich mach einfach so gut es geht und fertig!

7 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Ich liebe die Techniker der heutigen Zeit, so dass ich die Möglichkeit hab, einen nächtlichen Spcace-Shuttle-Start zu sehen. Cool!

Ist das Deine Stimme im Hintergrund?

Ansonsten kann ich wohl aus eigener Erfahrung und aus dem, was auch bei anderen Läufern zu lesen ist, bemerken, dass wir uns zeitweise tatsächlich zu stark von Zeiten/Puls etc. abhängig machen - wobei mir das auch die meiste Zeit Spaß gemacht hat. Und von nichts kommt halt nichts - ach, es ist ein Kreuz.

Pienznaeschen hat gesagt…

Du bist klasse! Diese Überwindung doch zu laufen und dann eben den Heimweg zu nehmen, klasse und auch nur gerecht mit so einem angenehmen Lauf belohnt zu werden. Vielleicht auch Weißweindoping ? ;)

Für den langen heute wünsche ich Dir heute ebenfalls viel Spaß und erfolgt und das Du daran denkst Ich mach einfach so gut es geht und fertig!

Jasmin... hat gesagt…

"Ich mach einfach so gut es geht und fertig!"

Cool, das könnte auch mein Motto sein, nach der für mich überaus anstrengenden Woche, die mich auch ins Philosophieren über meine Langsamkeit, Distanzverlängerungen etc. brachte!

Ebenfalls cool, dass Du uns hier an dem Shuttle-Start teilhaben lässt. Toll, danke dafür!

P.S. Und so eine kleine Ausschweifung, wenn es sich halt gerade ergibt mit Freunden muss doch auch mal sein - sonst macht das Leben ja auch keinen Spaß mehr, oder?

Kerstin hat gesagt…

Anja, die Nachtstarts sind wirklich am Beeindruckendsten. Auf dem Video kann man gar nicht so sehen, wie hell es in Wirklichkeit geworden ist. Sonnenaufgang im Zeitraffer.
Das meiste ist nicht meine Stimme, sondern Stephanie die mit ihrer Mutter telefoniert.

Pienznaeschen, Weissweindoping muss ich mir merken! Ich habe nur starke Zweifel, ob das beim Rennen auch funktioniert... Wahrscheinlich wohl eher nicht.

Jassi, es laeuft wie es laeuft, so oder so. Man muss sich das nur immer wieder in Erinnerung rufen. Und auch, wie weit man schon gekommen ist. Wenn ich dran denke, wo ich vor 3 Jahren war...

Gerd hat gesagt…

Du hast ja ein Riesen Trainingsaufkommen. Da kann man nur den Hut ziehen. Und mit Kater laufen ist mir heute schon zum zweiten Mal unter die Augen gekommen. Zufälligerweise auch bei einer Frau.
Böse wer jetzt schlechtes denkt. ;-)
Der Space-Shuttle Start ist ja ein eindrucksvolles Erlebnis. Kommt im Fernsehen nie so rüber. Sieht aus wie ein schneller Sonnenaufgang. Imposant!
Wenn ich höre welche Temperaturen zur Zeit bei Euch herrschen, bin ich doch froh bei uns im kühlen Herbst Laufen zu können.
Wenn Du nichts dagegen hast werde ich deine Seite mal bei mir im Blogroll einbinden.
Bei Dir kann ich noch viel lernen.
Gruß Gerd

Anonym hat gesagt…

Klasse der Shuttle-Start, ist wirklich immer wieder beeindruckend, was in der heutigen Zeit alles möglich ist und das wir es am anderen Ende trotzdem mitverfolgen können.

Dein Lauf erinnert mich so ein klein wenig an meinen Neujahrslauf dieses Jahr ;-)))
Du könntest doch öfter mal ohne FR laufen. Zum Beispiel die lockeren Läufe oder die Regenerationsläufe, die Streckenlängen kennst Du ja wahscheinlich. Läufst die halt ohne Tempoangabe. Oder Du versucht nicht auf den FR zu schauen.

Was sagt die Hüfte? Geht es wieder besser?

Pienznaeschen hat gesagt…

Mhhhhneee, probier es lieber nicht aus und schon gar nicht bei einem wichtigen Rennen ;)