16.11.08

Hurra! Geschafft!

Schlaflose Naechte hat er mich gekostet, schon die ganze Woche lang.
Der gefuerchtete lange Lauf mit fast 20 km im Marathontempo.
Wie gesagt, alleine wollte ich auch nicht nach Fort Lauderdale fahren und das waere der naechstgelegene Halbmarathon gewesen an diesem Wochenende. $70 Anmeldegebuehr sind ja nun auch nicht gerade billig und ich hatte nicht das Gefuehl, heute einen einigermassen ordentlichen Halbmarathon laufen zu koennen.
Aufs Laufband wollte ich auch nicht, nachdem ich da am Freitag ziemlich alt ausgesehen habe und ueberhaupt. Also einfach mal schauen, wie's laeuft. Diese Gelassenheit habe ich mir dann mangels besserer Moeglichkeiten Freitag oder gestern angeeignet und mir fuer den Lauf die Strecke des Space Coast Marathons hier im Ort am Indian River entlang ausgeguckt.

Heute sollte es auf die noerdliche Strecke gehen. Dass diese ein paar mehr Huegelchen hat als die im Sueden hatte ich vollkommen verdraengt, aber im Nachhinein war es natuerlich gut, denn der Marathon wird auch nicht flach sein.
Zuerst waren 4 Meilen im normalen Tempo angesagt, die nutzte ich um zum Startpunkt des Marathons zu gelangen und mich dort mit Jon zu treffen. Ohne Fahrradbegleitung waere das ja schon mal gar nicht gegangen, so schnell zu rennen. Ich brauchte doch meine Verpflegung und moralische Unterstuetzung!

Ich hatte tierisches Glueck, dass seit letzter Nacht das Wetter radikal gewechselt hat und es ploetzlich kuehl und trocken ist. Gute Voraussetzungen. Ein bisschen Schiss hatte ich trotzdem, das muss ich schon zugeben.

Also los!
Die ersten 7 km liefen besonders gut und ich war selber ganz erstaunt, dass ich das Tempo, nur 2-4 Sekunden pro Meile langsamer als mein geplantes Marathontempo, doch relativ einfach halten konnte. Wir taten so als waere es ein Rennen und ich waere ganz vorne, am Gewinnen. Die haben ja auch immer einen Fahrradfahrer bei sich.
Alle 2 Meilen gab es eine "Verpflegungsstation", ganz wie beim richtigen Marathon und ich nahm im Wechsel Wasser und Gatorade zu mir. Ich muss unbedingt dieses Sportgetraenk besorgen, dass es in Arizona beim Marathon geben wird. Hoffentlich vertrage ich das auch!

Jedenfalls musste ich dann erstmal wieder kurz in die Buesche und konnte auch schon weiter. Am Umkehrpunkt nach der Haelfte der Strecke hielt ich auch noch mal kurz an zum Trinken, obwohl Jon mir die Flaschen natuerlich auch beim Laufen anreichen konnte. Nun wurde es doch etwas beschwerlicher. Vor allem an Stellen wo es bergauf ging hatte ich ziemlich zu kaempfen, aber bergab war es dafuer natuerlich auch wunderbar, sich einfach "rollen" zu lassen und ein wenig zu entspannen. Mein Beine fuehlten sich doch etwas gummiartig an. Nachwirkungen vom Weisswein? Oder vom Krafttraining, das mir die ganze Woche mit Muskelkater vermiest hat? Oder einfach von den 100 km, die ich fuer diese Woche schon in den Beinen hatte?
Wahrscheinlich eine Kombination aus allem und dafuer lief es ja doch ziemlich gut.
Nach 9 Meilen wieder eine kurze Pause, ein Gel und mit frischer Kraft noch eine letzte Anstrengung. Keine fuenf Kilometer waren mehr zu bewaeltigen. Eine schnellere Meile, eine langsamere und dann die letzte als allerschnellste des Tages ueberhaupt.

Na also, geht doch!
19,4 km in 1:30:28. Das ist ein 4:39er Tempo. Wenn ich im Marathon nur ein bisschen schneller laufen kann, ausgeruht und ohne Alkoholeinfluss, dann sind die 3:15 durchaus machbar.

Hier kommen mal die Meilen-Splits fuer den Tempo-Teil von heute - Pausen rausgestoppt:

1.61km 7:29min 4:39/km 166bpm
1.61km 7:28min 4:38/km 172bpm
1.61km 7:31min 4:40/km 176bpm
1.61km 7:29min 4:39/km 173bpm
1.61km 7:29min 4:39/km 172bpm
1.61km 7:29min 4:39/km 176bpm
1.61km 7:29min 4:39/km 175bpm
1.61km 7:33min 4:38/km 176bpm
1.61km 7:40min 4:40/km 176bpm
1.61km 7:20min 4:39/km 169bpm
1.61km 7:48min 4:38/km 175bpm
1.61km 7:17min 4:40/km 178bpm
84.55m 0:20min 4:05/km 183bpm

Da sieht man, dass ich gerade in der ersten Haelfte doch sehr gleichmaessig gelaufen bin. Die letzte Zahl bezieht sich auf den Durchschnitts-Puls.
Und was ich daraus noch lesen kann: Pete Pfitzinger hat doch recht. Es ist ein anderer Plan als der, nach dem ich sonst trainiert habe. Ich laufe langsamer als fuer Boston, aber die eigentlich irrsinnig hohe Kilometerzahl scheint mich hervorragend auf lange Laeufe vorzubereiten. Es kann einfach kein Zufall sein, dass im Prinzip alle meine langen Laeufe gut waren. Der erste vom Wickham Park nach Hause war herrlich. Danach weiss ich jetzt nicht mehr, aber dann die 16 wunderbaren Meilen auf dem Laufband, die 20 Meilen mit meiner Schwester in den Everglades, die 20 im Naturpark mit Jon, letzte Woche die 22 Meilen, von denen ich die letzten 18 ohne jegliches Anhalten laufen konnte und nun heute. Es scheint, dass Pfintzinger doch weiss was er tut. Ich kann die Tempovorgaben - meist - halten und obwohl es oft ganz schoen anstrengend ist kann ich auch die ganzen Laeufe schaffen, die im Plan stehen.
Mal sehen, wie das beim Marathon wird, aber irgendwie scheint es doch zu funktionieren.

12 Kommentare:

Gerd hat gesagt…

Hast Du eine innere Stoppuhr eingebaut. ;-)
Deine Kilometerzeiten schwanken ja maximal um zwei Sekunden. Und das bei einem hügeligen Gelände. Sehr erstaunlich.
Ich drücke Dir die Daumen, dass deine Vorbereitung weiter so perfekt verläuft!

Kerstin hat gesagt…

Keine innere Stoppuhr, sondern einen Forerunner ;-)
Der faengt nach jeder Meile eine neue Runde an und sagt mir immer genau mein Durchschnittstempo. Wenn es zu langsam war, musste ich eben doch noch mehr auf die Tube druecken. Und ueber unsere "Huegel" wuerde jeder andere Mensch auf dieser Welt (ausser vielleicht die Hollaender) nur muede laecheln und sie wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen...

Anonym hat gesagt…

Jau, super gleichmäßig die Abschnitte. Und das bekommen nicht alle hin, auch nicht mit FR, ein bisschen Gefühl und manchmal auch Rücknahme brauchts auch schon mal. Schön, wenn man so langsam sieht, wie ein Plan wirkt, oder? Und mit den Wochenkilometern scheint es auch wieder zu klappen. Toll.

PS: Gerade gesehen, der Anonymos bei Deinem letzten Beitrag war ich.

Die Erleberin hat gesagt…

Scheint wirklich ein guter Trainingsplaner zu sein dieser Pfitzinger. Wobei ich auch deine Akribie bewundere: Läufe so lange im Voraus planen, sich genau nach x Meilen Getränk reichen lassen, womöglich dasselbe wie im Wettkampf. Ich spiele da ja lieber "auf Risiko", find' ich seltsamerweise entspannender. Und ja: hohe Kilometerumfänge machen nichts, es ist schließlich das Tempo, das uns fertig macht ;-)

Anonym hat gesagt…

Äh, hätte dich lieber von vorne gesehen als von hinten, aufgefallen ist mir die schöne Gegend, die nackigen Arme und dein immer wieder auf die Uhr-Schauen, musst du wohl, willst du dein Ziel erreichen, mir hat das noch nie Spaß gemacht.

Nächstes Mal bitte ein Video von vorne, gell ?

Pienznaeschen hat gesagt…

Irre, ob nun mit FR oder ohne so gleichmäßige Zeiten zu laufen, irre toll!

Ich schließe mich Margitta gerne an und fände Aufnahmen von vorne auch schön (bitte mal an Deine tolle Radbegleitung weiter geben - dann steht er vor der nächsten logistischen Meisterleistung;)) Aber auch von hinten siehste flott aus!

Kerstin hat gesagt…

Michi, von Ruecknahme kann keine Rede sein. Das war "volle Pulle"... Nachdem ich letzte Woche bei dem 15-km-Lauf so elendiglich gestorben bin, wollte ich mir das gestern ersparen.

Erleberin, auf die Art und Weise bin ich in Boston gelaufen - mit Tempotabelle - und es ist punktgenau das herausgekommen was ich mir gewuenscht hatte. Ich laufe ja noch nicht so lange und lasse mich gerne von Artikeln und Buechern beeindrucken. Ausserdem bin ich ein Zahlen-Fanatiker. Besonders gut geplant war der Lauf gestern nicht. Ich hatte nur lange Angst davor. Als es losging, kam ich mir doch furchtbar schlecht vorbereitet vor. Wenn du dir mal diese Marathon-Simulationen des Brooks-Hanson Projekts anschaust, dann ist das hier wirklich Pille-Palle. Ich will nur sichergehen, dass sich das Training, das ich in so einen Wettkampf stecke, sich dann auch auszahlt und ich das bestmoegliche Rennen laufe.

Margitta und Pienznaeschen, leider kann Jon mich nicht von vorne filmen, wenn er gleichzeitig Radfahren muss. Das waere doch ein wenig zu riskant...
Bei normalen Laeufen schaue ich auch nicht so oft, aber gestern musste ich ja meine Zeit einhalten. Mir macht das schon Spass. Ich liebe Zahlen ;-)

Anonym hat gesagt…

Kerstin, prima Idee mit dem Video. Man ist dann einfach noch naeher dran am Geschehen - ausserdem siehts prima aus :-) Gerne wieder. Uebrigens: von vorne faend' ich's auch mal gut (Jon, go for it!)
Bzgl. Tempo: ich bin da ja auch so ein Kontrollfreak - naja, vielleicht nicht beim langen Training, aber auf jeden Fall beim "Wettkampf": jeder Kilometer wird kontrolliert und mit meinem Plan verglichen und auch gleich korrigiert, falls noetig.
Viel Erfolg noch, Bodo

Anonym hat gesagt…

Hallo Kerstin,

das sieht flott aus! Und gefährlich, ich bin immer zusammengezuckt, wenn ein Auto um die Kurve kam!!!
Ich lese hier immer mit und verfolge alles sehr genau, auch wenn ich nicht regelmäßig kommentiere. Es ist schon außerordentlich spannend, was Du machst!
CU
Manu

Pienznaeschen hat gesagt…

Mhhh, wenn John verständlicherweise mit dem Radfahren und Filmen Probleme hat, dann gibt es nur eine ganz einfache Lösung: beim Marathon ganz vorne, da gibt es Motorradkameramänner und das die Dich eines Tages mal vor das Objektiv bekommen, davon bin ich überzeugt.

Jasmin... hat gesagt…

Hallo Kerstin,
wieder mal sehr beeindruckend, was Du berichtest und vor allem, was es von Dir zu sehen gab. Klar, gerne demnächst auch mal von vorne (;-))!
Aber für mich ist das ein Wahnsinnstempo, das Du da anschlägst und das man auf dem Video ja auch sehen kann - alles fliegt nur so an Dir vorbei!
(Bedenke, dass ich für 10 km heute fast Deine Zeit gebraucht habe...)
Einfach toll!
Und weiterhin viel Kraft für Deine Vorbereitung!

Kerstin hat gesagt…

Bodo, danke fuers Kompliment! Nehm ich immer gerne ;-)

Manu, das ist doch verstaendlich. Ich lese auch mehr als ich kommentiere. Manchmal weiss man auch nicht was man sagen soll oder hat nicht so viel Zeit. Ich freue mich jedenfalls, dass du mitliest!

Pienznaeschen, das ist die Loesung! Dass ich da nicht selber drauf gekommen bin. Muss ich nur noch ein "bisschen" schneller werden. Allerdings muss man dann natuerlich auch die Motorradabgase einatmen...

Jassi, es ist ja nicht so, dass ich immer so schnell renne. Das war wirklich mal eine Ausnahme. Normalerweise bin ich auch etwas gemuetlicher unterwegs. Sonst wuerde ich die vielen km auch gar nicht schaffen! Du machst das schon! Laufen erfordert auch Mut und findet viel im Kopf statt. Es macht auch nichts, wenn man mal muede und kaputt ist. Das gehoert ja auch dazu.