20.6.08

Rennradtour zum Hontoon Island Park

Wenn man auf Hontoon Island, einer Insel im St. Johns River, für Samstag Nacht eine Hütte mieten will, muss man Freitag Nacht auch noch dazu nehmen. Die wollen die Dinger wohl nicht nur für eine Nacht vermieten, was ja andererseits auch verständlich ist.
Mit $25 pro Nacht auch nicht wirklich teuer hatte ich doch auch eigentlich gar kein Problem, zwei Nächte auf der Insel zu verbringen.
Jon konnte sich auch den Freitag frei nehmen und so stand einer langen Radtour mit einem Urlaubstag im Dschungel nichts mehr im Wege.
In Florida ist die Trockenzeit nun endgültig vorbei. Das ist gut für unseren Garten und die Pferdeweiden, aber man kann schon fast damit rechnen, dass es jeden Nachmittag regnet und gewittert.
Deswegen saßen wir uns am Freitag Morgen schon um sieben Uhr auf den Rädern und winkten unserem Haus zum Abschied zu.


Jon hat zum Geburtstag von mir ein Rennrad bekommen, sodass wir nun auch ein bisschen flotter unterwegs sein können, ohne dass er sich auf seinem Mountain Bike abstrampeln muss.


Ein wunderschöner Morgen, um mit dem Rad unterwegs zu sein! Wir fuhren mit nur einer kleinen Unterbrechung bis zur Universität von Orlando durch, eine Strecke von 64 km, für die wir 2 1/2 Stunden benötigten. Florida ist, so stellten wir zum wiederholten Male fest, einfach perfekt geeignet für lange Radtouren.
1. Es ist so flach, dass man einfach durchrollen kann.
2. Es ist so warm, dass man keine sperrigen Jacken, Ponchos, lange Hosen usw. mitschleppen muss.
3. Auf kleinen Country Roads im Landesinnern mit wenig Verkehr kann man stundenlang fahren, ohne auf eine einzige Ampel zu stoßen.
4. Egal wie einsam es ist, man trifft nach spätestens zwei Stunden Fahrt immer mindestens auf eine Tankstelle, an der man sich verpflegen kann. Essen braucht man also auch nicht mitzuschleppen.
5. Der Fahrtwind kühlt auf angenehme Weise, sodass man auch bei größter Hitze im langärmeligen weißen Funktionsshirt fahren und sich vor Sonnenbrand schützen kann.
6. Unterkünfte - Hotels, Hostels und in diesem Fall eine Hütte auf einem Campingplatz - sind in ausreichender Anzahl vorhanden, sodass man auf eine Campingausrüstung auf dem Fahrrad verzichten kann.

Zusammengefasst heißt das also, dass wir mit minimalem Gepäck unterwegs waren, nicht mal richtige Fahrradpacktaschen brauchten und trotzdem genug Sachen dabei hatten, darunter sogar Laufschuhe und Schwimmbrillen.


In Orlando hatte Jon vor der Reise ein spezielles Sandwich-Restaurant der Kette Jimmy John's ausfindig gemacht, wo wir essen wollten. Bei Jimmy John's hat er im Studium in Ames, Iowa oft gegessen und diese Erfahrung wollte er mir nun auch mal zukommen lassen. Nach der langen, flotten ununterbrochenen Fahrt waren wir auch dementsprechend kaputt und hungrig, dass es sich wirklich lohnte. Ein Starbucks gab es auch noch auf der anderen Straßenseite, damit war meine Cappuchino-Zufuhr gesichert und alle glücklich und zufrieden, denn die Sandwiches - ich hatte noch Salt & Vinegar Chips dazu - waren wirklich gut und gaben Kraft für die weitere Reise.

Wieder ging es über Landstraßen, am riesigen Monroe Lake vorbei und weiter durch endlose Gewerbegebiete an der US-17-92 nach Orange City. Hier waren wir schon fast am Blue Springs State Park, den wir zum letzten Mal im Januar mit unseren Eltern besucht und enttäuschenderweise keine einzige Seekuh zu Gesicht bekommen hatten. Die Fahrt mit dem Auto war uns damals ganz schön weit vorgekommen und nun waren wir mit dem Rad hier! Unglaublich, wie Entfernungen sich verschieben, wenn man sie unmotorisiert zurücklegt!
Um zum Hontoon Island State Park, der am selben Fluss liegt, zu kommen mussten wir noch eine Stunde weiter fahren, aber nicht ohne noch mal einen Milch Shake und Pommes zur Stärkung zu uns zu nehmen. Keine gute Idee!
Ich esse sonst kaum frittiertes Zeug, auch weil ich weiß dass es mir nicht besonders gut bekommt, aber Radfahren macht so hungrig, dass wir recht wahllos mit Lebensmitteln waren. Das Erdbeereis und die Pommes zusammen mit der Erschöpfung und der Hitze sorgten dafür, dass wir auf den letzten paar Meilen nur noch im Schneckentempo voran kamen. Alles zusammen war mir wohl doch etwas zu sehr auf den Magen geschlagen. Na gut, muss ich mir fürs nächste Mal einfach wieder merken.

Als wir endlich an der Fähre zum Park, der auf einer Insel liegt, ankamen, ging es mir schon wieder gut und stolz konnten wir auf 145 km Fahrt in 5 Stunden und 42 Minuten zurückblicken, Pausen nicht eingerechnet. Insgesamt waren wir von sieben Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags unterwegs.



Die Fahrt mit der solarbetriebenen Fähre dauerte nur ein paar Minuten, das Einchecken in unsere doch sehr primitive Hütte auch nicht besonders lange und der inseleigene Laden hatte außer ein paar Süßigkeiten, die nun schon wieder schmeckten, auch nicht viel zu bieten.

So schoben wir nur schnell unsere Räder auf dem für uns unbefahrbaren Sandweg zum Campingplatz und ruhten uns erstmal im Schatten der Palmen und Pinien ein bisschen aus.


Ein weiteres Abenteuer erlebten wir dann noch am Abend, als wir zum Essen ins 3 km von der Fähre entfernte Sunrise Restaurant fuhren. Der Hinweg war ja noch schön und gut und das Essen konnten wir uns mit Hilfe mehrerer Krüge Bier doch noch schmackhaft reden, aber als wir gerade beim dritten Krug angelangt waren, fing es auf einmal wie verrückt an zu schütten und zu gewittern. Die letzte Fähre zurück auf die Insel sollte aber um halb acht gehen und wir hatten wirklich Sorge, ob wir das noch schaffen würden, denn an eine Rückfahrt im Gewitter war nicht zu denken.
Zum Glück konnte Jon die Parkverwaltung telefonisch erreichen und es wurde ihm versichert, dass wir auf jeden Fall wieder auf unsere Insel zurück geschifft würden. So warteten wir das schlimmste Gewitter ab, fuhren dann im strömenden Regen zum Park zurück und tatsächlich warteten sogar noch andere Gäste auf die Fähre, die uns alle wohlbehalten wieder auf die Insel brachte. Bei Blitz und Donner wollte man das doch recht kleine Metallboot wohl doch lieber nicht betreten.
Jedenfalls machten wir es uns so gut wie möglich auf den Plastikmatratzen ohne Kissen bequem, um am nächsten Tag ausgeruht weitere Abenteuer zu erleben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow, ich beneide dich echt total um deinen Elan und deine Power. Zudem aber auch darum, dass du im Florida wohnst. Ich war 5x dort und es gefällt mir dort ausgezeichnet. Aber meiner Familie brauche ich mit meinem Fernweh leider nicht kommen, die wollen lieber hier "auf dem platten Land" in good old germany bleiben.

Liebe Grüße
Simone

Anonym hat gesagt…

Das war ja eine tolle Tour. Mit den richtigen Leuten würde ich sowas auch mal wieder machen. Ist schon länger wo ich mal länger unterwegs war, aber Spaß hat es auf jeden Fall gemacht.
Das Bild wo Jon so grinsend über seinem neuen Rad "hängt", das ist richtig schön und ich vermute er ist ganz stolz und hat sich sehr über das tolle Geschenk gefreut.