9.9.07

DeLand 1/2 Marathon

Das war ja mal wieder ein besonders schoenes Wochenende, angefangen am Samstag Morgen um 4 Uhr, als ich aufgestanden bin, um mein Halbmarathon-Fruehstueck rechtzeitig drei Stunden vor dem Lauf in den Magen zu kriegen.
Ich wollte ja nicht wieder waehrend des Rennens in die Buesche muessen wie beim Marathon und mir meine Zeit versauen.
Das hab ich dann auch ohne Durchfall ganz gut hingekriegt, denn der Lauf war vom Veranstalter eigentlich nur als Training fuer den Chicago-Marathon fuer 6 Mitglieder des oertlichen Laufclubs geplant.
Irgendwie hat dann aber der Daytona Beachcombers Running Club Wind von der Sache bekommen und den Halbmarathon auf ihrer Homepage gepostet. Diese Seite ist auf meiner Liste, die ich regelmaessig fuer Rennen in der Gegend absuche. Den ganzen Sommer haben wir uns mit 5km-Laeufen herumgeplagt und dieser Lauf war endlich mal etwas Laengeres in noch akzeptabler Entfernung von 120km und so musste ich uns natuerlich gleich anmelden.
Das selbe dachten auch noch ca. 20 andere Laeufer und so wurde der Lauf dann doch etwas groesser als geplant.
Es gab Wasserstationen und groesstenteils war der Kurs auch ganz gut markiert, aber an ein paar Stellen sollten uns die Freiwilligen an den Wasserstationen weiterhelfen und sagen, wo wir abbiegen mussten. Das war dann leider auch mein Problem.

Der Start kam ein bisschen verspaetet, aber der Kurs war wunderschoen. Es war nicht zu heiss morgens um kurz nach sieben und blieb auch waehrend des ganzen Rennens in einem sehr annehmbaren Rahmen.
Jon hatte sich noch nicht ganz von den Meilen-Intervallen am Dienstag Abend erholt - irgendwie braucht er da immer etwas laenger - und so sollte ich eben einfach vorlaufen. Sehr schnell nach dem Start hatte ich nur noch zwei Maenner vor mir, die schneller liefen als ich. Da ich ja schon seit Maerz in Nevada keinen Halbmarathon gelaufen war und meine Zeit so gar nicht einschaetzen konnte, lief ich in einem recht vorsichtigen Tempo los, das ich eigentlich spaeter noch steigern wollte. Ich hatte einfach Angst, zu schnell loszurennen und dann nach einiger Zeit nicht mehr weiter zu koennen. Die beiden Maenner vor mir waren nur ein bisschen schneller und entfernten sich langsam aber sicher. Etwas schneller aber sicher entfernte auch ich mich immer weiter von den hinter mir Laufenden.
Ganz leichte Huegel - etwas ziemlich Ungewohntes fuer uns - begleiteten den Weg. Die gerade erst aufgegangene Sonne verbreitete ein ganz besonderes Licht. Meine Race Flats fuehlten sich gut an, so ohne Gewichte an den Fuessen. Das Laufen war ein einziger Genuss.
Wenn sich nicht meine Vorlaeufer immer weiter entfernt haetten und wenn die Markierungen besser gewesen waeren. Die ersten 6 Meilen (9,7 km) ging es noch gut, auch wenn ich ab und zu langsamer werden und Markierungen suchen bzw. Passanten fragen musste, ob sie zwei Laeufer gesehen haetten. Die Wasserstationen kamen planmaessig, planmaessig nahm ich nach 4 Meilen mein erstes Geltuetchen und erreichte die 6-Meilen-Station.
Die Freiwilligen hier feuerten mich an wie wild und waren ganz begeistert von meinem Tempo. Leider so begeistert, dass sie vergassen mir zu sagen, wo ich abbiegen musste.
An der naechsten Kreuzung gab es naemlich keine Markierung und so hielt ich es wie in der Fahrschule: Wenn keiner was sagt, immer geradeaus.
Ich rannte eine Meile geradeaus, bis ich am Ende der Strasse endlich eine Spaziergaengerin mit Hund fragen konnte, ob sich Laeufer gesehen haette. Hatte sie nicht. Ich hatte mich schon immer wieder umgedreht und geschaut, ob mir jemand folgte - es kam keiner.
Das alles trug natuerlich nicht gerade zu einem erhoehten Tempo bei.
Schliesslich entschied ich mich, zur Kreuzung zurueck zu laufen. Dort sah ich dann endlich auch zwei andere Laeuferinnen, die mich wieder auf den richtigen Weg schickten. Na klasse! Zwei Meilen (oder ueber 3km) war ich zu weit gelaufen.
Das hiess natuerlich auch, dass ich zwei weitere Meilen bis zur naechsten Wasserstation hatte. Zum Glueck war es immer noch nicht zu heiss, sodass ich mein Tempo auch ohne Wasser gut halten konnte - ich war erstaunt, wie einfach das ging - und nun ging es darum, langsamere Laeufer "einzusammeln" Es dauerte ewig, bis ich die naechste Laeuferin eingeholt hatte. Fast nie konnte ich ganz sicher sein, ob ich wirklich auf dem richtigen Weg war.
Trotzdem, das Laufen fiel mir immer noch leicht und die Strecke blieb sehr schoen. Wie viele Laeufer ueberholte ich noch? Vielleicht 6 oder 7, keine Ahnung.
Jon konnte ich nicht mehr einholen.
Kurz vor dem Ziel, als der Kurs sich durch Anwohnerstrassen schlaengelte, um die noetigen 13,1 Meilen zu erreichen, verlief ich mich schliesslich noch mal kurz und das vereitelte den letzten Versuch einer Endbeschleunigung.
Durch einen Schlusssprint mit Sicht auf das Ziel konnte ich fuer die letzte Meile gerade noch einen halbwegs akzeptablen Split herausholen und dann war es vorbei.
Vier Maenner und zwei Frauen waren vor mir ins Ziel gekommen, unter ihnen Jon, der zehn Minuten vor mir mit einer Stunde und 45 Minuten gefinisht hatte.
Mein Forerunner verriet mir Zeit und Streckenlaenge: Fuer 15,38 Meilen (27,74km) hatte ich eine Stunde, 55 Minuten und 16 Sekunden gebraucht. Das ist eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4:39min/km, langsamer als mein Marathon-Zielzeit und ich weiss jetzt auch nicht genau, ob ich damit zufrieden sein soll. Einerseits war es schon etwas zu langsam, aber andererseits muss man auch sehen, dass ich schneller haette laufen koennen, wenn ich nicht stehen geblieben und Markierungen gesucht haette. Die kompletten 15 Meilen fuehlten sich gut an, ich musste mich zu keiner Zeit quaelen, um das Tempo zu halten. Auch war ich einen grossen Teil der Strecke ganz alleine und hatte niemanden, der mich gepusht haette (das hilft normalerweise bei Rennen ziemlich gut...). Ich habe mich ausserdem in dieser Woche keineswegs geschont, sondern bin am Dienstag ueber 22km gelaufen, davon 7x1600 Intervalle. Donnerstag dann ein Brueckenlauf vom Strand nach Hause von fast 20km in 1:43.
Das wird vor dem Marathon natuerlich alles anders gehandhabt.
Es war ein schoener Lauf, das zaehlt ja auch!

Die Erholung sah dieses Mal auch besonders nett aus. Wir sind zum Blue Springs State Park gefahren, um dort zu zelten, in der Quelle zu baden und ein bisschen im Urwald spazieren zu gehen. Gegrillt haben wir auch, aber hauptsaechlich einfach im Schatten auf dem Campingplatz gesessen und es uns gut gehen lassen.
Heute Morgen bin ich dann noch mal 6 Meilen gaaaanz langsam auf dem wunderschoenen Wanderweg des Parks gelaufen, ein Weg, den wir auf jeden Fall noch mal komplett laufen wollen. Danach zum Abkuehlen in den Fluss und nach dem Abbauen des Zeltes noch mal mit Jon schwimmen. Heute Abend will ich auch noch reiten gehen, dann gibt es noch mal herrliche Sandwege, nur dass ich nicht selber laufen muss.

So stelle ich mir ein perfektes Wochenende in Florida vor!

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Heya, Kerstin, hatte Dich schon vermisst, schön, von Deinen erneuten Vorbereitungen zu lesen.

Claro, kannst Du voll zufrieden sein, Deine Zeit ist sehr gut, wenn Du noch die unfreiwilligen Pausen abziehst, juppiiiiiii, Du hast noch Zeit !!

Und mit langen Läufen bekommst Du den richtigen Biss, der beim Marathon selbst sowieso vorhanden sein wird !!

Gut gemacht - Grüße über den großen Teich !!

Hase hat gesagt…

Boah, ist das nervig, wenn man sich während eines Wettkampfs verläuft, weil es schlecht ausgeschildert ist.
Bewundernswert, mit welcher Gelassenheit du das hinnimmst :o)

Anonym hat gesagt…

War halt ein langer, schneller Orientierungslauf. Beim Marathon läuft vielleicht auch nicht alles rund, das hast Du dann ja schon mal geübt.
Also, ich wäre mit der Zeit schon seeehr zufrieden. Bin gespannt, wie es Dir beim Marathon ergeht.

Jana hat gesagt…

Spitzenzeit Kerstin! Ich schreib es immer wieder, es ist der Wahnsinn, was du da drüben veranstaltest!!!

Wenn du dich irgendwann mal mit Paula R. auf der Piste duellieren solltest, wovon ich einfach mal ausgehe, dann klebe ich während des NYM an meiner Flimmerkiste und freu mich dich zu kennen.

PS: wenn es die Paula nicht wird, dann hald eine andere, du schaffst sie alle!

Blumenmond hat gesagt…

Ich kann Hase nur zustimmen - ich denke, dass ich mich schon durchbeißen kann aber wenn ich mich verlaufen würde, ich glaub, dann wäre ich sowas von genervt.... aber sowas von.

Und ansonsten bin ich immer wieder sprachlos, was Du für Zeiten läufst... Wahnsinn!

Kerstin hat gesagt…

Naja, das erste Verlaufen hab ich tatsaechlich noch relativ gelassen hingenommen und immer an den Kenianer in Montgomery gedacht, einen Elitelaeufer, der bei dem Provinzlauf dabei war, sich auch verlaufen und trotzdem noch gewonnen hat. Ich hab es als Herausforderung angesehen, trotzdem noch unter 2 Stunden zu bleiben. Es gab ja nichts zu gewinnen und war im Prinzip ein Trainingslauf mit Wettkampfcharacter.
Als am Ende dann die Markierung noch mal so richtig chaotisch wurde und ich eigentlich die letzte Meile so richtig schnell laufen wollte, war ich dann doch sehr genervt und habe im Ziel ein paar nicht so nette Kommentare von mir gegeben, sodass die Dame, die meine Zeit aufgeschrieben hat, sich nicht getraut hat, nochmal nach meinem Namen zu fragen...
Ich hab mich dann spaeter auch entschuldigt.

Anonym hat gesagt…

Ach, ich bin schon wieder so spät - trotzdem darf ich hoffentlich noch gratulieren!
Ich glaub', ich wäre durchgedreht, wenn ich nie hätte sicher sein können, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin! Du hast gute Nerven, dass Du da einigermaßen mit klargekommen bist, und auch noch verdammt schnell dabei warst!
Es ist und bleibt sehr spannend! ;-)
Gruß
Manu