Nach einem langen Ruhetag und einem kurzen Besuch bei Brownie waren wir gestern Abend gegen halb acht dann endlich soweit, unseren langen Lauf anzugehen. Es hatte sich schon ein bisschen abgekuehlt und wir hatten unsere Wasser- und Gatoradeflaschen auf der Strecke verteilt. Parken an einer strategischen Stelle, die jederzeit von der Strecke aus unter 2 Meilen zu erreichen ist.
Das war wichtig, denn Jon war immer noch in Bereitschaft und musste mit Pager und Handy laufen, um jederzeit erreichbar zu sein. Zum Glueck kann er das vermaledeite Ding heute an den naechsten Kollegen weitergeben und hat erstmal ein paar Wochen Ruhe.
Eigentlich heisst die Strecke, die wir gelaufen sind, "Walk the Rock" und ist ein 5,4 Meilen langer Rundkurs "um den Block". Es gibt zwei Infotafeln, Halbmeilenmarker, einige Tankstellen auf dem Weg, in denen man auch seine Wasservorraete auffuellen kann und vor allem durchgehend einen etwas von der Strasse abgelegenen Gehweg. Das war wichtig, denn wir liefen ja bei Anbruch der Daemmerung los und es wurde bald stockdunkel. Da will man auch nicht auf der Strasse laufen und von wildwuetigen Autofahrern aufs Korn genommen werden.
Drei Runden mussten wir drehen, um auf die geforderten 16 Meilen zu kommen und die ersten zwei Runden liefen auch sehr gut, besser als ich gedacht hatte. Eine angenehme Brise wehte und es war zwar immer noch schwuel und warm, aber deutlich besser als tagsueber. Der Abend ist einfach mehr unsere Zeit zum Laufen, das haben wir in der letzten Woche schon festgestellt. Am fruehen Morgen laeuft es sich nicht so leicht.
Das groesste Problem gestern war der Durst. Wir hatten zwar vier Flaschen aufgestellt und uns eine weitere in einer Tankstelle gekauft, aber ich war nach zwei Runden trotzdem so durstig, dass wir am Truck anhielten, wo wir eine grosse Vierliterflasche gelagert hatten. Ich konnte gar nicht aufhoeren zu trinken.
Dumme Idee!
Wir liefen langsam weiter und schnell stellte sich Seitenstechen ein. Mein Magen war so voller Wasser, dass er sich (gefuehlt) extrem ausdehnte und mir fast schlecht wurde. Das Laufen wurde immer mehr zur Qual und ging bald gar nicht mehr. Ich versuchte zu gehen, blieb dann aber stehen und setzte mich schliesslich auf den Boden. Sollte das das Ende sein? Da hatte ich noch so schoen und genussvoll ueber Jon gelaestert und ihn zum RLLAEM angemeldet. Musste ich nun selber dahin? Jon ging es gut, aber er war besorgt und bot schon an, zurueck zu laufen und den Truck zu holen (wie ich es ja schon fuer ihn getan hatte). Wir hatten gerade mal 11,5 Meilen geschafft.
Ich stand auf und dachte wirklich, ich wuerde es nicht weiter schaffen, also schlug ich vor, ganz langsam zum Truck zurueck zu laufen, denn dank unserer intelligenten Park-Strategie war er ja nicht weit entfernt. Ich machte die ersten Laufschritte in dessen Richtung und auf einmal merkte ich, dass RLLAEM doch nichts fuer mich ist. Ich fuehlte mich ploetzlich wieder besser, das Wasser in meinem Magen hatte sich wohl etwas verteilt, und dachte nicht mehr daran, den Lauf abzubrechen. Wir hatten ja schon ueber zwei Runden geschafft und wenn ich merken wuerde, dass es nicht mehr geht, waeren jederzeit Rettung schnell in Sicht. Es half auch, dass gerade in dem Moment die Brise noch ein bisschen auffrischte und uns angenehm abkuehlte.
Wir trabten also weiter und beim naechsten Trinkstopp nahm ich nur einen kleinen Schluck. Perfekt war mein Magen natuerlich noch nicht wieder in Ordnung, aber es wurde mit jedem Schritt besser.
Auch weiterhin nahm ich nur kleine Schlucke und als wir nur noch weniger als 3 Meilen vor uns hatten, legte ich an Tempo zu. Reden war nicht moeglich, aber ich wollte endlich ankommen und das Durchschnittstempo unter 9:00/Meile bekommen. Vor meinem Durchhaenger waren wir bei 8:45/Meile, ein gutes Tempo fuer einen langen Lauf.
Wir rannten also ein bisschen schneller und konnten nach 2:23:55 reiner Laufzeit, 16 Meilen oder 25,8 km bei einem Durchschnittstempo von 5:34/km die dritte Runde beenden.
Da war ich aber froh!
Noch eine weitere Runde mit dem Truck, um die ganzen Flaschen einzusammeln und ab ging es zum
Waffle House, wo es zwar kein gesundes, aber leckeres Essen gibt. Das hatten wir uns nach der Anstrengung doch verdient und meinem Magen ging es auch wieder gut genug, um Ruehrei mit Kaese, Rosinentoast mit Apfelmarmelade, Grits (dafuer gibt's keine Uebersetzung) und Frikadellen zu sich zu nehmen.
Um Mitternacht fielen wir schliesslich frisch geduscht und schoen kaputt ins Bett.
Vor einem Jahr:
15 Meilen Wanderung auf dem Tahoe Rim Trail zwischen Kalifornien und Nevada mit Jon
4 Kommentare:
Was sind denn Grits? *neugierig sei*
OK, du kannst es nicht übersetzen, aber erklären kann man es doch bestimmt, oder ? ;-)
Amerikanische Maisgruetze.
Ich hab auch lange gebraucht, bis ich das Zeug zum ersten Mal probiert habe, aber mittlerweile mag ich es sehr gerne. Im Waffle House wird das Ganze natuerlich mit ordentlich Butter drin serviert, fuer zu Hause kann man es in Paeckchen kaufen, mit Wasser oder Milch anruehren, eine Minute in die Mikrowelle und fertig.
Jon isst es gerne mit Salz, Pfeffer und Tabasco, aber ich mag lieber Rosinen oder Obst.
Kann man es also doch übersetzen :o)
Klingt lecker.
Musste ich extra im Internet "nachschlagen"!
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