27.11.08
Sonnenbaum Truthahn Trab
Der Titel ergibt jetzt auf deutsch nicht so furchtbar viel Sinn, aber es ist ganz einfach. Suntree heisst der Ort und Turkey Trots finden am Tag des Erntedankfests (Thanksgiving, also heute) ueberall in Amerika statt, damit man sich danach ordentlich und mit weniger schlechtem Gewissen den Bauch vollschlagen kann. Das werden wir nachher auch tun, denn wir sind bei Stephanies Eltern zum Thanksgiving Dinner eingeladen. Aber vorher waren wir laufen.
Als ich diesen Lauf letzte Woche im Internet gefunden hatte war sofort klar, dass wir mitmachen wollten. Erstmal war er mit $15 billiger als sonst, dafuer gab es aber auch kein T-Shirt. Auch ein Vorteil, den unsere Schraenke sind voll mit den Dingern. Dann sollte es ein 10-km-Lauf sein, nur 25 Minuten mit dem Auto entfernt und Start erst um halb neun. Ausserdem stand bei mir ein 7 Meilen langer Tempolauf auf dem Plan. Da kommt so ein 6,2 Meilen langes Rennen am Donnerstag Morgen natuerlich gerade recht.
Na gut, 10 km sind es nicht ganz geworden, sondern laut Garmin nur 9,42. Schon der 5-km-Lauf war zu kurz, und wir mussten zwei Runden laufen. Halb so wild, denn gut gelaufen sind wir trotzdem. Das Wetter war geradezu ideal, um die 10 Grad, die Sonne kam raus und es war, im Gegensatz zur letzten Zeit, auch noch relativ windstill. Wunderbar!
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, einen 4:30er Schnitt zu laufen und konnte mich deswegen am Anfang, als alle lossprinteten wie die Wilden und ich mich freute, dass jeglicher Knieschmerz ploetzlich wie weggeblasen war, ziemlich schnell fangen und zurueckhalten. Ich spuerte gleich, dass ich heute schneller konnte, also korrigierte ich meine Strategie etwas und lief die erste Meile statt in 7:20 in 7:08, also 4:26er Schnitt. Es fuehlte sich fast laecherlich einfach an, aber ich wusste, dass 10 km ganz schoen lang sein koennen, wenn man am Anfang zu schnell losrennt.
Nach der ersten Meile fing ich dann auch gleich mit dem Ueberholen an, nur ein Mann lief die ganze Zeit immer vor mir her und ich konnte mich wunderbar anhaengen. Hatte ich also meinen Pacer gefunden.
Meile 2 lief ich in 7:05 (4:24er Schnitt), immer noch einfach und das, obwohl es auf der Haelfte Wasser gab und ich dadurch ein paar Sekunden "verlor". Bzw. nicht verlor, denn Trinken ist immer eine gute Idee. Damit war das erste Drittel geschafft und ich konnte diese Dame im Triathlon-Shirt ueberholen, die ich schon mal bei einem Rennen abgehaengt hatte und die ihre Arme hochgezogen an den Koerper gepresst haelt, sodass ich immer versucht bin was zu sagen. Ohne die Arme mitzuschwingen kann das doch nichts werden!
Das hab ich gleich ganz am Anfang von Jon gelernt und dieser Tipp hat mir schon oft geholfen. Am Wendepunkt nach 3 Meilen (7:07 oder 4:25er Schnitt) lief sie dann aber auch gleich in den Zielkanal. 10 km waren ihr wohl zuviel. Ich musste dagegen die selbe Runde noch mal. Jon hatte einen guten Vorsprung und nun wurde auch offensichtlich, wie wenig Laeufer sich fuer die "lange" Strecke angemeldet hatten. Natuerlich war unser lokaler Ultralaeufer dabei, den Jon auch diesmal nicht einholen konnte - ich glaube, ich habe ihn auch erst ein- oder zweimal besiegt - aber die fuer meisten war das Rennen gelaufen.
Eine weitere Meile konnte ich noch in Ruhe und ungestoert hinter mich bringen (7:08 oder 4:26er Schnitt), bevor ich von hinten auf die ersten 5-km-Walker und Jogger auflief, die gerade mit ihrer ersten Meile fertig waren.
Na toll, diese Menschen halten nichts davon, sich am Rand zu halten und vielleicht mal Platz zu machen. Nun begann ein froehliches Slalom-Laufen, das doch ziemlich an meinen Nerven zerrte. Nicht nur, dass ich immer wieder "Platz da! (Get out the way!)" bruellen musste - was meist sowieso nicht half und ich die Leute doch wieder umrunden musste - ich finde es auch nie besonders motivierend, wenn ich alles gebe und um mich herum spazieren gegangen und getratscht wird. Vor zwei Jahren in Kalifornien haben wir bei einer aehnlichen Gelegenheit mitbekommen, wie eine 5-km-Walkerin von der Strecke aus mit dem Handy Pizza bestellt hat. Kann man damit nicht warten bis das "Rennen" vorbei ist? Und es ist ja auch nicht so, dass ich keine Walker oder Jogger mag, aber koennen die nicht ein bisschen mehr Ruecksicht nehmen? Wahrscheinlich denken die sich sowieso, "die ist ja viel sportlicher als ich, soll sie doch den Umweg machen". Jedenfall war Meile 5, die bei einem 10er sowieso die schlimmste ist, mit 7:12 (4:28er Schnitt) etwas langsamer als geplant, aber es gab ja auch wieder Wasser und den Wendepunkt.
Nun aber flott ins Ziel und die verlorenen Sekunden aufholen (1,38 km in 5:55 oder 4:18er Schnitt)! Mein Pacer dachte sich wohl das selbe und so gaben wir noch mal richtig Gas. Keine Chance, noch zu ihm aufzuschliessen oder zu der anderen Frau, die noch vor mir war.
Was fuer ein toller Lauf! Da die Strecke ueber einen halben Kilometer zu kurz war, kann ich die 41:38 natuerlich leider nicht als neue Bestzeit gelten lassen, obwohl es natuerlich schon nett aussaehe.
Aber auch die hochgerechnete Zeit (10 km im 4:25er Schnitt waeren 44:13) kann sich ganz gut sehen lassen. Das ist zwar keine neue Bestzeit, aber doch ziemlich nah dran (meine 42:45 waren auch zu kurz, meine echte PB ist 44:09 beim Suncoast Classic 10k). Dazu kam ja noch, dass die letzte angebrochene Meile diesmal die schnellste war und wer weiss, vielleicht waere sogar eine noch schnellere Zeit rausgekommen.
Das Wichtigste war fuer mich aber, dass es ein wirklich guter Lauf war, so ziemlich der Beste seit meiner Verletzung im Mai. Es hat Spass gemacht, auch wenn es am Ende hart wurde. Aber nicht so hart, dass ich aufgegeben haette wie beim letzten Mal. Ich dachte immer, ich mag keine 10er. Doch das war nun schon der zweite, bei dem ich meine Pacing-Strategie einhalten konnte und viel Freude am Laufen hatte. So schlecht sind die naemlich gar nicht!
Und nun bin ich mal gespannt auf den Space Coast Marathon am Sonntag. Auch fuer diesen Lauf habe ich mir eine Strategie ausgedacht, damit ich ihn ja nicht zu schnell laufe sondern als reinen langen Trainingslauf. Der faengt um 6 Uhr morgens an. Das finde ich eigentlich sowieso zu frueh!
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6 Kommentare:
Während des Rennens eine Pizza bestellen???
Das ist ja echt krank. Vielleicht hatte sie Angst, das sie durch den vielen, vielen Sport verhungert. ;-)
Glückwunsch zu deinem schönen Lauf, trotz Slalom!
Spaß gehabt, gute Zeit gelaufen, gut eingeteilt, Knie ruhig. Was will man mehr? Glückwunsch auch von mir.
Es muss echt kalt bei Euch sein, Stirnband und Mütze sieht man hier nicht zu oft auf den Bildern ;-))
Pizza bestellen beim Laufen? Das kennt man doch sonst nur von Dean Karnazes *lol*
Erstmal Glückwunsch zur sehr guten Zeit! Dann hast Du Dir das Dinner zu Thanksgiving mehr als verdient!!!
Ganz lieben Gruß übern Teich ;-)
Herzlichen Glückwunsch. Ein Lauf, der Spaß macht - was will das Herz mehr. Gutes Foto von Dir, finde ich. Darf ich bemerken, dass ich es interessant finde, dass Dein Mann bei 10° ne Mütze trägt? ;-))
Beim Brückenlauf telefonierte auch ne Frau mit irgend jemanden (aber keine Walkerin) - komisch find ich das.
Heya, Kerstin,
gut gemacht, hast wieder gezeigt, dass du es kannst, und deine Bestzeit knackst du ein anderes Mal, ist ja noch soooooooooooo viel Zeit.
Das mit der Pizza-Bestellen ist ja der Hammer, ich glaube, so etwas passiert auch nur in den Staaten !
Viel Glück für alles, was noch kommen mag !
Danke fuer die Glueckwuensche!
Um noch mal klarzustellen: Das mit der Pizza war vor zwei Jahren in Kalifornien, nicht vorgestern. Aber auch bei einem 10-km-Turkey-Trot.
Indy, bei einem 200-Meilen-Lauf koennen wir das ja noch mal durchgehen lassen. Das sehe ich noch ein. Aber bei 5 km?
Anja, es war kaelter als wir angekommen sind (daher auch wir beide warm eingepackt auf dem ersten Bild), aber bis zum Start wurde es doch angenehm. Ich glaube, das mit der Muetze war mehr Show als alles andere. Er war aber auch nicht der Einzige. Unser Blut ist eben duenn geworden hier...
Margitta, ich war auch gar nicht auf eine Bestzeit aus und viel schneller als eigentlich gedacht. Bin also voll zufrieden!
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