26.8.07

Runner's High

Drei herrliche Laeufe an einem einzigen Wochenende: Das ist doch mal eine erfreuliche Bilanz.
Den Daempfer des etwas verunglueckten Laufs am Donnerstag habe ich wohl echt gebraucht, denn das hat mich - natuerlich auch ueber die vielen Kommentare - dazu gebracht, ueber Geschwindigkeit nachzudenken. Ich bin eben doch noch Anfaenger, ziemlich unerfahren und lerne immer dazu. Und ich mache eben auch die typischen Anfaengerfehler. Aber aus Erfahrung wird man ja klug.
Statt wie der Teufel loszurennen, hab ich also Samstag und Sonntag ganz bewusst immer wieder auf die Durchschnittsgeschwindigkeit geschaut und versucht, so gleichmaessig wie moeglich bei einer bestimmten Pace zu bleiben.
Samstag Morgen bin ich vier Meilen zu unserem neuen Stall gelaufen, um Stephanie beim Zaunbauen zu helfen. Das war schon sehr nett, denn es ging auf eine neue Strecke, die ich noch nicht kannte immer schnurgeradeaus auf einer schmalen Landstrasse. Unterwegs habe ich dann sogar noch eine Pizzeria in einer Tankstelle entdeckt. Sehr praktisch, denn die liegt genau auf dem Weg, den ich demnaechst jeden Tag fahren zum Pferd fahren muss.

Jon wollte Sonntag Abend einen Halbmarathon laufen, also hab ich die restlichen 7 Meilen schon morgens zurueck gelegt, als er noch geschlafen hat.
Wieder konnte ich den Lauf mit etwas Nuetzlichem kombinieren: Ich bin zum Stall gelaufen, hab die Pferde reingeholt und dann wieder nach Hause. Dabei habe ich extra darauf geachtet, dass ich auf dem Hinweg langsamer (5:15min/km) und zurueck etwas flotter (5:07min/km) laufe. Wie schon am Vortag hat das Laufen unheimlich Spass gemacht und ich war nach der einen Stunde, die ich fuer die 11,55 km gebraucht habe auch gar nicht muede.
Trotzdem haben wir uns den Rest des Tages ausgeruht und ausser ein bisschen Lebensmittel einkaufen gar nichts gemacht, denn abends wollten wir ja wieder fit sein.
Der Plan war wieder, langsamer loszulaufen und mal zu schauen, was wir auf den letzten 5 Meilen noch rausholen konnten.
Um kurz nach sieben hatte es sich dann auch auf 27 Grad "abgekuehlt". Wir trabten die ersten 6,5 km mit einem Schnitt von 5:26min/km, was sich sehr gut durchhalten liess.
Ein nicht so schoenes Erlebnis kam noch in Cocoa Village dazwischen, als wir mit ansehen mussten, wie eine Katze ueberfahren wurde. Der Fahrer kuemmerte sich nicht drum und brauste einfach weiter, aber wir hielten natuerlich an. Die Katze war zweimal voll am Kopf erwischt worden. Sie zuckte ganz erbaermlich und fing nach ein paar Sekunden an zu bluten. Jon sah gleich, dass sie keinerlei Chance mehr hatte, aber auf der Strasse liegen lassen wollten wir sie auch nicht. Ich konnte sie gerade noch zum Strassenrand tragen und auf den Grasboden legen, da tat sie ihre letzten Atemzuege. Ich vergewisserte mich, dass sie tatsaechlich tot war und wir liefen weiter. Besonders aergerte ich mich ueber den verantwortungslosen Autofahrer, der es nicht mal noetig hielt anzuhalten und nachzusehen, ob noch irgendwas zu retten sei.
Immerhin musste das arme Tier nicht lange leiden. Die ganze Sache dauerte keine zwei Minuten.

Wir liefen durch Cocoa Village runter zum Indian River und auf den Rockledge Drive, die Original Marathonstrecke, auf der ich soviel wie moeglich laufen will vor dem Space Coast Marathon. Es wurde auch so langsam dunkel, aber ein heller Vollmond leuchtete uns den Weg.

Die naechsten vier Meilen (oder 6,5 km) liefen wir schon ein bisschen schneller, im 5:20min/km-Schnitt. Auch der fuehlte sich gut an, selbst als es vom Indian River zur Hauptstrasse hin leicht bergauf ging. Das war immer noch langsamer als das Tempo vom Donnerstag, aber was fuer ein Unterschied vom Gefuehl her. Das Laufen ging so leicht und war einfach herrlich.
Schliesslich waren wir nur noch fuenf Meilen oder 8,10 km von zu Hause entfernt. Zeit fuer die Endbeschleunigung. Wir fuehlten uns immer noch gut und merkten kaum was von den bereits gelaufenen fast 13 km.
Mein Marathon-Tempo habe ich nicht erreicht - das hatte ich auch gar nicht vor - aber eine schoene schnelle 4:54min/km-Pace machte die letzten 39:47 Minuten die schoensten des ganzen Wochenendes. Ich war angenehm flott, aber nicht so schnell dass es weh tat und die Welt flog nur so vorbei. Jon musste ich leider abhaengen, aber es lief so gut, dass ich mich einfach nicht bremsen wollte.

Euphorisch und aufgeputscht von den vielen Endorphinen kam ich schliesslich nach 21,04 km und 1:49:32 wieder nach Hause und konnte zur Erholung Jon entgegen gehen, der nur eine oder zwei Minuten hinter mir war.
Wie immer duschten wir uns vor dem Haus mit dem Gartenschlauch ab und ich konnte nur noch davon reden, wie gerne ich laufe und wieviel Spass es gemacht hat heute.
Vielleicht waere es effektiver gewesen, die 20 Meilen am Stueck zu laufen, aber sicher nicht so schoen! Dieses Wochenende hat mir - zusammen mit dem 11 km Ausritt am fruehen Samstag Morgen - wieder richtig Auftrieb gegeben.
Kann sein, dass wir zu viele Rennen gelaufen sind und es mal ganz nett war, ausser dem Strandlauf am Freitag Morgen das Wochenende ueber "nur" zu trainieren.
Jedenfalls war es herrlich und wunderbar und jetzt weiss ich auch wieder, was es mit dem Ausdruck "Runner's High" auf sich hat!

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

" Den Daempfer des etwas verunglueckten Laufs am Donnerstag habe ich wohl echt gebraucht, denn das hat mich - natuerlich auch ueber die vielen Kommentare - dazu gebracht, ueber Geschwindigkeit nachzudenken. Ich bin eben doch noch Anfaenger, ziemlich unerfahren und lerne immer dazu. "

Wie schön - dieser Satz - aber wir haben alle einmal angefangen, wir haben alle unser Lehrgeld bezahlt, Erfahrungen gesammelt, auf andere gehört, um dann unser Ziel letztendlich doch zu erreichen.

Du bist wie ein junges Pferd, das übermütig im Galopp durch die Gegend rennt und Riesen-Freude dabei empfindet. Irgendwo ist Feierabend, Ende, Schluss, wenn vom Körper Dinge abverlangt werden, die nicht antrainiert worden sind, das merkt der eine spätestens, wenn er auf der Marathon-Strecke keine Kraft mehr nach hinten raus hat, der andere, wie jetzt Du rechtzeitig davor - und versucht es besser zu machen.

Gönne Dir die langen Läufe, sie machen auch viel Freude und erleichtern Dir Dein späteres Marathon-Leben, vielleicht endest Du auch einmal bei Ultras, aber bitte sag' jetzt nicht NIE !

Grüße an das warme Florida !!

Kerstin hat gesagt…

Das Wort "nie" habe ich weitgehend aus meinem Wortschatz gestrichen.
Falls wir irgendwann mal wieder nach Kalifornien gehen sollten, laufe ich bestimmt mal Ultras. Ich liebe Pacific Coast Trail Runs!

Ich hab ja nicht gesagt, dass ich keine langen Laeufe machen will.
Aufteilen finde ich nur jetzt gerade mit meinem jetzigen Trainingsplan, -klima und -partner am sinnvollsten.
Morgens 7 Meilen und abends den Rest, dann wird mein laengster Lauf am Stueck auch 23 Meilen lang. Ich finde, das reicht zur Marathonvorbereitung. Das sind immerhin 37 km. Aber dann krieg ich auch noch die Endbeschleunigung hin.

Anonym hat gesagt…

Ist schon richtig die langen Läufe nicht aufzuteilen, aber wenn der lange aufgeteilt, bei Dir immer noch einen langen am Stück von 37 km ergibt, dann denke ich, das bei Deinem Plan das Aufteilen der wirklich Langen kein Problem ist. Bei vielen Leuten hören die langen schon viel früher auf als bei 37 km ;-) Ich denke, das ist grundsätzlich was ganz anderes, als wenn jemand seinen langen ingesamt 30 km Lauf auf 2 Einheiten aufteilt.

Aus Deinem Bericht sprüht förmlich der Spaß den Du hattest. Schön zu lesen. An manchen Tagen (eigentlich an vielen ;-) könnte ich auch pausenlos erzählen, wieviel Spaß mir das macht, aber ich glaube ich nerve damit .. hihi.

Hase hat gesagt…

An manchen Tagen (eigentlich an vielen ;-) könnte ich auch pausenlos erzählen, wieviel Spaß mir das macht,aber ich glaube ich nerve damit .. hihi.

Und genau damit liegst du völlig falsch, Michi, ehrlich!
Wann dürfen wir eindlich deinen Blog lesen? ;-)

Anonym hat gesagt…

Sorry fürs Verwässern, Kerstin.

@Hasi
Ich habe keine Digitalkamera, ein Blog ohne Bilder ist auf Dauer bestimmt langweilig.

Blumenmond hat gesagt…

Runners High ist klasse - so richtig hab ich das zwar nur selten aber heute war mal wieder so ein Tag. Geht auch auf 7km, wenn ich das mal sagen darf.

Abgekühlt find ich in Eurem Zusammenhang übrigens wirklich lustig.

@Mik - nö!

Hase hat gesagt…

Genau, Anja.
Nö, Mik :o)))

Kerstin hat gesagt…

Mik, ich wuerde auch gerne dein Blog lesen. Natuerlich sind Bilder schoen, aber sie muessen doch nicht sein.
Nerven oder langweilen wuerdest du mich jedenfalls absolut nicht, ganz im Gegenteil.

Anja, tagsueber geh ich kaum noch aus dem Haus wenn ich nicht muss. Im Moment sind es 32 Grad und 64% Luftfeuchtigkeit.
Aber der August ist ja zum Glueck schon fast wieder rum und dann wird es hoffentlich besser.

Anonym hat gesagt…

Na Ihr seid mir welche ;-)
Ich denke darüber nach, nächste Woche habe ich Urlaub und lange Zeit dazu.

Anonym hat gesagt…

Na bei uns macht der sommer jetzt wieder Pause, heuet Morgen waren es gerade mal 10° C. Aber dafür fällt einem das Laufen wieder leichter. Jetzt sollte es doch bitte noch 10 Tage so bleiben !
Ps. Ein kleines "High" hatte ich heute auch beim Laufen. Könnte öfters vorbeikommen !