13.7.08

Langsam aber sicher

Ich kann es noch! Ich habe das Laufen doch nicht ganz verlernt! Ich komme wieder!

Meinen ersten "langen" Lauf seit der Verletzung werte ich jetzt einfach mal als vollen Erfolg.
Natuerlich spielt das Wetter eine grosse Rolle und das war heute Morgen um 7 fuer Florida-Sommer-Verhaeltnisse wie geschaffen zum Laufen: 22-23 Grad, bewoelkt, so gut wie windstill. Dann hatte ich eine schoene Strecke, die des Space Coast Marathons am Indian River entlang, ausgesucht und nette Begleitung gab es auch noch, zumindest auf den ersten 10 der insgesamt 16 km, denn ich konnte endlich mal wieder mit Jon zusammen laufen.
Nach den missglueckten Laeufen im Juni hatte ich schon ein bisschen Schiss, ob ich die 16 km heute schaffen wuerde, also habe ich mich besonders gut darauf vorbereitet: Samstag Morgen nur die Triathlon-Koppeleinheit 500 m Schwimmen, 19 km Radfahren, 4 km Laufen und danach den ganzen Tag ausser ausgiebigem Dehnen gar nur noch ausgeruht. Samstag Abend frueh ins Bett, damit ich am naechsten Morgen um 6 gut erholt aus dem Bett huepfen konnte. Und vor dem Lauf mein uebliches Power-Fruehstueck: Ein fettarmer Muffin und ein Energie-Riegel.
Jon konnte ich dann auch noch irgendwie aus dem Bett schmeissen und wir standen um sieben am Start der Laufstrecke, wo sich um die Zeit eigentlich immer jede Menge Laeufer treffen. Diesmal sahen wir nur drei, und die waren leider doch ein bisschen zu langsam fuer uns, machten uns aber darauf aufmerksam, dass die Gruppe im Sommer schon um 6:30 loslaeuft. Das ist sinnvoll, hatte ich aber nicht mitbekommen. Naja, kann man nichts machen. Laufen wollten wir natuerlich trotzdem. Besonders warm war es ja sowieso nicht.
Da wir auf der Strecke des Space Coast Marathons liefen war jede Meile auf der Strasse markiert, sehr praktisch da mein Garmin Forerunner 305 wohl endgueltig den Geist aufgegeben hat. Jon hat mir zum Beginn des Marathontrainings einen neuen, den supercoolen, aktuellsten und ueberhaupt auf dem neuesten Stand der Technik 405 versprochen, aber soweit sind wir noch nicht und muessen uns bis dahin anders zu helfen wissen. Mit den Markierungen auf der Strasse klappt das aber schon mal sehr gut.
Wir liefen bei Meile 13 los, ich immer aengstlich darauf bedacht nicht zu schnell zu werden. Damit hab ich Jon sicher schon ein bisschen ausgebremst, aber er nahm es doch recht gelassen. Ich merkte auch bald, dass ich mein altes Laufgefuehl nach und nach wieder hatte. Es "lief" einfach, schoen locker und ohne grosse Anstrengung, so wie es sein soll. Wunderbar.
Wir konnten uns gut unterhalten und die Meilen vergingen wie im Flug. Bei Meile 16 schliesslich drehten wir um, denn auf Jons 10-km-Plan standen nur 7 Meilen. Ausserdem gab es, da sich die Laufgruppe wohl heute in die entgegengesetzte Richtung aufgemacht hatte, kein Wasse auf der Strecke, und ich wollte doch lieber unterwegs was trinken.
Auch der Rueckweg verlief ohne Zwischenfaelle. Wir ueberholten bald die anderen drei Laeufer, die eine kuerzere Strecke gelaufen waren und kamen immer noch nicht muede wieder zum 13-Meilen-Punkt. Die ersten 6 Meilen (9,66 km) legten wir in genau 54 Minuten zurueck. Kein wirklich flottes Tempo, aber
Da die Strecke nicht anders auszumessen ist, legten wir von hier bis zum Wasserbrunnen eine kurze Gehpause ein, tranken etwas Wasser und machten uns wieder auf den Weg, diesmal in Richtung Norden durch den Ortskern von Cocoa Village und weiter am Indian River entlang. Auch hier gibt es Meilenmarkierungen vom Marathon, die uns als Anhaltspunkt dienten.
Fuenf Minuten spaeter ein schneller Abschiedskuss, Jon drehte um und ich musste den Rest der Strecke alleine laufen. War ja zum Glueck nicht mehr weit - Hurra! Vor ein paar Wochen kamen mir 3,5 Meilen noch endlos vor! - und bei Meilmarker 11 konnte ich schon wieder umkehren. Als ich bei Meilmarker 12 (also nach 9 gelaufenen Meilen) immer noch nicht muede war, wollte ich es wissen. Ich war, Pausen abgezogen, seit genau einer Stunde, 20 Minuten und 37 Sekunden unterwegs. Konnte ich die letzte Meile in acht Minuten oder schneller schaffen? Im Marathontraining fuer Boston hatte ich immer darauf geachtet, nicht langsamer als 8 Minuten pro Meile zu laufen. Konnte ich das noch?
Ich legte also einen Zahn zu, was tatsaechlich gut funktionierte, und liess mich nur durch eine rote Ampel aufhalten. Zeit gestoppt, und bei gruen schnell weiter. Das Anlaufen geht mit der Verletzung noch nicht so fix, aber nach ein paar Schritten war ich wieder im Takt, rannte durch Cocoa Village, ueber die Startlinie des Marathons und weiter bis zum Meilmarker 13 des Halbmarathons, der sich praktischerweise im Park gleich beim Trinkbrunnen befindet.
Waehrend der ganzen letzten Meile hatte ich gar nicht auf die Uhr geschaut und war natuerlich nun neugierig, ob ich mein Ziel erreicht hatte.
Ich hatte: Die Uhr war bei genau 1:28:36 gestoppt. Die letzte Meile also in 7:59 gelaufen. Na also, geht doch! Ich kann es noch, auch wenn es nun "etwas" Uebung erfordern wird, wieder zu diesem Durchschnittstempo zurueck zu kommen.

Jon, der auf mich gewartet und sich mit den anderen unterhalten hatte, kam mir schon entgegen. Ich trank, duschte (der Badebrunnen war leider ausgeschaltet, aber gleich daneben gibt es zwei Aussenduschen) und wir gingen langsam zum Auto zurueck. Was fuer ein herrlicher Lauf!
Mein Come-Back mussten wir dann doch auch gleich mit einem zweiten Fruehstueck im Waffle House feiern, unserer schon traditionellen Anlaufstelle nach einem langen Lauf oder Radtour.

Jetzt nur nichts uebertreiben, die Wochenstrecke ganz langsam und vorsichtig erhoehen, nicht zu schnell werden. Dazu die Physiotherapie dreimal woechentlich und zweimal am Tag Dehnuebungen, dann wird das auch wieder was. Endlich habe ich das Gefuehl, so richtig was fuer meine Gesundung zu tun. Langsam aber sicher "laeuft's" wieder!

3 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Ach Kerstin, das hört sich so gut an. Ich finde Dich auch total vernünftig. Du machst das schon. Ich freue mich auf jeden Fall für Dich.

Pienznaeschen hat gesagt…

Das hört sich sehr gut an und ich freue mich wahnsinnig für Dich - rein vorsorglich drück ich Dir beide Daumen.

Anonym hat gesagt…

Freut mich sehr, dass Du wieder auf Beine kommst.