15.7.07
Heartland Triathlon
Der Nachteil am Triathlon gegenüber einem "Nur"-Lauf ist, dass man unheimlich viel Kram und Krempel mitschleppen muss und es wesentlich länger dauert, diesen ganzen Krempel auch noch so aufzubauen, dass man zwischen dem Schwimmen, Radfahren und Laufen auch noch gut und schnell dran kommt. Und dafür steht einem dann auch noch ein Platz von nicht mal einem Quadratmeter für Fahrrad plus Kram zur Verfügung.
Das ist ein bisschen stressig, vor allem wenn man am Vortag anstatt wie geplant um 5 Uhr nachmittags loszufahren, erst noch den letzten Regenguss aus der Garage kehren und dann in Melbourne noch mal umdrehen und die vergessene Tasche mit Radschuhen und -helm und überhaupt dem ganzen wichtigen Kram holen muss.
Wenn man dann im Dunkeln mit blöden Campingplatzwächtern verhandeln muss, dass die einen noch auf den reservierten Platz lassen und man dann das Zelt im Schein der Taschenlampe aufbaut, sind die Voraussetzungen nicht so gut, dass man am nächsten Morgen um halb sechs gut gelaunt von der Luftmatratze und in seinen Badeanzug springt.
Trotz dieser widrigen Umstände muss ich jetzt aber auch mal die Vorteile eines Triathlons hervorheben, die den Nachteil mit den Riesenbergen an Ausrüstung im Nu vergessen lassen: Es macht einfach tierisch Spaß!
Da der Start in Wellen erfolgte und insgesamt auch nur etwas über 400 Teilnehmer mitmachten, hielt sich das von mir schon gefürchtete Getrete beim Schwimmen sehr in Grenzen. Ich startete in der zweiten Welle mit den anderen Frauen und alle waren wirklich freundlich und rücksichtsvoll und außerdem war sowieso genug Platz.
Es ist also klasse, sich mit einer Horde genauso Verrückter in einen See zu stürzen - damit niemand in die falsche Welle geriet, wurden verschieden farbige Badekappen ausgegeben. Ich hatte natürlich lila und Jon war als "Novice" in der vierten Welle weiß. Davor kamen die Männer unter 50 in gelb, dazwischen die Clydesdales (schwere Männer), Athenas (schwere Frauen) und Männer über 50 in rot.
Es macht auch Spaß, sich brustschwimmend zur vorderen Hälfte des Feldes vorzuarbeiten, um Bojen zu schwimmen und Kraulerinnen zu überholen. Meine Schwimmzeit betrug für 400m gerade mal 8 Minuten, aber man muss natürlich bedenken, dass es zwei Sandbänke gab, bei denen jeder einfach durchs Wasser laufen konnte.
Dann macht es Spaß, durch den Sand vom See hinauf zur Transition zu rennen und dabei noch mehr Damen zu überholen, schnell mit den Füßen in die vorher bereitgestellte Wasserschüssel plantschen, Socken und Radschuhe an, Helm nicht vergessen (sonst wird man disqualifiziert) und Sonnenbrille auf, nichts wie raus auf die Straße und rauf aufs Rad. Schlauerweise bin ich ja schon in Radlerhose geschwommen und ein Hemd brauchte ich nicht zum Radfahren, denn wir sind ja in Florida.
Das Schwimmen hat keine besondere Kraft gekostet und da kann ich beim Radfahren so richtig durchstarten. Wenn dieser blöde Polizist mich nicht angehalten hätte bei der ersten Ampel. Naja, im Nachhinein glaube ich, er hat nur das Auto neben mir angehalten, aber er hat auch nichts dagegen getan, das Missverständnis aus der Welt zu räumen. Bis mich dann die nächsten beiden Frauen überholt haben. Nun aber nichts wie hinterher! Die hatte ich ganz flott wieder ein.
Radfahren macht Spaß! Ich war ja so froh über meine neuen Click-Pedalen und konnte schon bald die ersten Männer einsammeln, die ja eigentlich 5 Minuten früher losgeschwommen waren. Ich fragte mich, ob die Strecke ein Geheimnis birgt, das ich nicht kenne und die alle deswegen so langsam waren, aber scheinbar war das wohl einfach deren Tempo. Ich blieb beim Überholen, wurde aber auch ein paar Mal selber überholt, denn das Kurvenfahren mit dem Rennrad hab ich wohl doch noch nicht so raus. Wir fuhren um den See, in dem wir vorher geschwommen waren auf sehr schönen, für den sonstigen Verkehr gesperrten Straßen und durch Orangenhaine. 1-2 Mini-Hügel waren auch dabei, aber weil ich ja so oft über die Brücken über den Indian und Banana River fahre, konnten die mich auch nicht schrecken. Im Gegensatz zu anderen Floridanern, die eben nicht in der Nähe von solchen großen Brücken wohnen.
Nach der Hälfte der Strecke fuhr ich immer noch ein sehr gleichmäßiges Tempo, auf gerader Strecke immer etwas über 20mph (oder 32km/h) und dank meines Energie-Gels (und eines reichhaltigen Abendessens am Vortag und Frühstück am Morgen) war ich auch noch gar nicht müde. Sehr schön, so kann es weiter gehen.
Immer noch wunderte ich mich, ob ich nicht zu schnell war und das beim Laufen bereuen würde, aber ich dachte mir auch, was ich jetzt beim Radfahren rausholen kann, das hab ich schon mal sicher. Und so war es auch. Nach 44 Minuten und 23 Sekunden auf dem Rad überschritt ich die Champion-Chip-Matte zur Wechselzone.
Ich gab mir selbst reichlich Zeit, aus den Clickies rauszukommen, denn ich wollte mich lieber nicht vor den ganzen Zuschauern, die sich um das Ende der Radstrecke versammelt hatten, auf die Nase legen. Schnell runter vom Rad, rein in die Wechselzone, das Rad aufhängen, Laufschuhe an. Dass da noch kaum Frauenräder hingen, gefiel mir natürlich sehr gut. Die Startnummer hatte ich schon vorher am Brustgurt meines neuen Garmin Forerunner 305 (muss jetzt auch mal gesagt werden, das Teil ist einfach spitze!) befestigt. Dadurch konnte zwar der Puls nicht mehr richtig gemessen werden, aber ich bin bisher immer ohne Pulsuhr gelaufen und hatte nie Probleme. Helm ab, die Sonnebrille hab ich aufgelassen und los.
Zum Glück gab es gleich zu Beginn der Laufstrecke die erste Versorgungsstation. Einen Becher eiskaltes Wasser halb getrunken, halb über den Kopf gegossen und schon fühlte ich mich erfrischt und konnte losrennen.
Mir kam das Laufen ja unheimlich langsam vor und den Garmin konnte ich jetzt auch nicht mehr von Speed auf Pace umstellen, also wusste ich nicht, welches Tempo ich lief, aber das war jetzt auch nicht mehr so wichtig. Einfach nach Gefühl, so schnell ich kann. So wie immer halt. Ich überholte und überholte und hier halfen wohl die gemeinen Tempoläufe der letzten Wochen, denn am Ende kam eine Zeit von 22:08min heraus, mit der ich nicht gerechnet hätte und sehr zufrieden bin. Das ist nur eine Minute langsamer als meine aktuelle 5km-Bestzeit und das nach den 24 flotten Kilometern auf dem Rad. Sehr schön! Das bedeutete den 4. Platz von 111 Frauen bzw. den Sieg in meiner Altersgruppe, denn 4. Plätze zählen leider nicht.
Ich bekam wie jeder Teilnehmer eine Medaille umgehängt und zwei Flaschen (Gatorade und Wasser) in die Hände gedrückt und holte schnell die Kamera, denn Jon war ja 10 Minuten nach mir gestartet und müsste nun auch bald eintreffen. Ich wollte ihn auf keinen Fall verpassen, aber mir war auch klar, dass er mit dem Mountain Bike einfach im Nachteil war.
Umso überraschter war ich, dass er schließlich nur ein paar Minuten länger als ich unterwegs war und mit einer großartigen Zeit von 1:25:36.25 ins Ziel gerannt kam. Und das alles ohne jegliches Schwimm- und Radfahrtraining außer unseres Probe-Triathlons letzte Woche. Er hatte zum Schwimmen nur 7:35min und zum Laufen 21:37min gebraucht. Das machte die Radfahrzeit von 51:13 wohl ein bisschen wieder wett.
Bei den Newcomern landete er damit auf Platz 2 und in der Gesamtwertung der Männer immerhin noch auf Platz 86 von 203. Wenn er doch mal trainieren würde, könnte er ganz andere Zeiten reinholen, aber ich war auch so sehr stolz auf ihn!
Nach dem Triathlon kam dann der gemütliche Teil der Veranstaltung. Fleißige Helfer grillten unermüdlich Würstchen und Frikadellen (nein, es waren natürlich Hot Dogs und Hamburger), es gab neben allen möglichen alkoholfreien Getränken auch unbegrenzt Bier und dazu Chips, Kekse, Obst und Süßigkeiten, eben alles, was man nach einem gelungenen Rennen so braucht. Eine Massage hab ich auch noch bekommen.
Da war es auch nicht schlimm, etwas länger auf die Siegerehrung zu warten, die erst nach dem anschließenden Kinder-Triathlon um halb eins anfing. Weil es aber so furchtbar viele verschiedene Altersgruppen und sonstige Klassen gab, machten wir uns, nachdem wir beide unsere Pokale abgeholt hatten, schnell auf den Weg zum Campingplatz. Unseren Krempel hatten wir schon vorher verladen, nun nur noch die Räder auf den Truck, das Zelt abbauen und ab nach Hause!
Wir fanden nur, dass der Triathlon zu kurz war und peilen als nächstes die olympische Distanz an. Den Mini-Triathlon in zwei Wochen, der eigentlich mein erster werden sollte, haben wir ganz aus dem Programm gestrichen.
Nächstes Jahr würden wir dann gerne, wenn nichts dazwischen kommt, einen Halb-Ironman mitmachen. Aber dafür will sogar Jon, der sich ja bisher vehement geweigert hat, eine Radlerhose mit gepolstertem Hintern haben!
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5 Kommentare:
Hallo Kerstin,
ein toller Bericht.
Prima das alles so gut für Euch gelaufen ist.
Und Glückwunsch zu den tollen Platzierungen !!! Weiter so !!!
Viele Grüße,
Sportprinz
Hallo Kerstin,
der Anfang ist gemacht und so wie ich Dich mittlerweile kennen gelernt habe, wird der Triathlonvirus noch ganz andere Auswirkungen haben.
Gut gemacht und gut beschrieben. Und Du wirst sehen, die olympische Distanz macht noch mehr Spaß.
Viele Grüße
Uli
Hi, Kerstin,
liest sich wirklich gut, man kann klar erkennen, dass es Dir viel Spaß gemacht hat, und es riecht echt nach mehr, bin gespannt auf Deine sportliche Zukunft !!!
Wow, und schon bist Du ein Profi!Das liest sich nämlich gar nicht nach Tria-Newbie, sondern schon richtig nach "unheilbar infiziert". Uli hat Recht, und der muss es ja wissen...:-)
Schönes Ergebnis und toller Bericht!
Liebe Grüße
Manu
Na das ist ja ein Ding! Zeitgleich also, unser Debüt. Klasse! Und Deine Zeiten und Plazierungen erst. Da muß ich wohl noch ein bischen dafür üben ;-) Aber Deine Empfindungen und Deine Erlebnisse gleichen den meinen ja fast haargenau. Und das am anderen Ende der Welt. Infiziert? Sieht so aus, was? Ich auch ;-)
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