24.6.07

Ulumay Wildlife Sanctuary

Weil's so schoen war gestern auf den Graswegen wollte ich meinen langen Lauf heute auch nicht auf der Strasse laufen. Dank Internet war ein sieben Meilen langer Trail in der Naehe auch schnell gefunden und so machte ich mich erstmal mit dem Auto auf zum Ulumay Wildlife Sanctuary, einer Mangrovenlandschaft mit Kanaelen und einem mal breiten, mal schmalen Grasweg dazwischen, der sich ueber einen kuenstlich geschaffenen Damm windet. Es gibt jede Menge unterschiedliche Vogel- und Fischarten, Delfine, Manatees und natuerlich Krokodile, die zwischen Oktober und Mai Winterschlaf halten. Besucher sollten jedoch das ganze Jahr ueber vorsichtig sein.
Die erste Viertelmeile konnte ich noch Musik hoeren, aber dann gaben die Batterien meines MP3-Spielers natuerlich den Geist auf. Macht nichts, auf einem Trail Run ist es sowieso angebracht, wachsam zu sein.
Ich lief zunaechst mal auf einem breiten Weg, der nach einer Meile ploetzlich deutlich schmaler und zugewachsener wurde. Vorteil: endlich hatte ich Schatten. Nachteil: Ich kam nur langsam voran und streifte bei jedem Schritt durch hohes Gras und sonstige Pflanzen zu beiden Seiten des Wegs, sodass schon bald Millionen kleine Samen an mir klebten (ich war natuerlich auch klatschnass geschwitzt). Ausserdem waren die Spinnen besonders fleissig gewesen und ich lief staendig in irgendwelche Netze, die mir dann im Gesicht und vor der Brust klebten. Besser nicht drueber nachdenken...
Im Schatten lief es sich wesentlich angenehmer. Ich dachte an die ganzen tollen Trail Rennen, die wir in Kalifornien mitgemacht hatten und dass man hier eigentlich auch mal eins veranstalten koennte. Sowas wie Pacific Coast Trail Runs, so hatte ich schon oefter gedacht, koennte man hier als Atlantic Coast Trail Runs aufziehen. Der Bedarf besteht bestimmt und wenn man die Rennen mehr im Winter veranstaltet, ist es auch nicht so furchtbar heiss. Im Sommer muessen es ja nicht gleich 50 km Rennen sein, 5 oder 10 km reichen da auch. Jon und ich wuerden jedenfalls fuer solche Rennen auch mal weiter fahren.
Solchen Gedanken nachhaengend verging die Zeit schnell und nur manchmal machte ich mir ein bisschen Sorgen, weil der Streifen Land, auf dem ich mich befand, nur zwei oder drei Meter breit war und ein Krokodil schnell mal aus dem Wasser geschossen kommen koennte um mich aufzufressen. Ich troestete mich damit, dass diese possierlichen Tierchen mehr in der Daemmerung aktiv sind. Ich war um neun Uhr morgens losgelaufen und schon bald stand die Sonne senkrecht am Himmel. Nur einer kleine Schlange begegnete ich, aber die war wohl ebenso erschrocken wie ich und suchte schnell das Weite, als ich angelaufen kam.
Nach viereinhalb Meilen war das Weg ploetzlich zu Ende und ich drehte um. Ein Stueck lang musste ich wieder auf einem breiteren, schattenlosen Weg laufen und war froh, als ich wieder im Schatten war. Ich hatte eine 710ml Wasserflasche mit und teilte mir das Wasser gut ein: jede halbe Meile einen oder zwei Schluck. So kam ich gut ueber die Runden und war trotz 28 Grad Celsius im Schatten gut genug "gewaessert", um weiter zu laufen. Heute standen 12 Meilen auf dem Programm, also lief ich, als ich nach neun Meilen wieder am Auto vorbei kam, weiter in die andere Richtung. Hier dauerte es etwa einen Kilometer, bis ich vom breiten Grasweg wieder in dichter bewachsenes, schmaleres Gelaende kam. Der Unterschied zwischen dem Laufen in der Sonne und im Schatten war unglaublich.
Der Weg endete zu meiner Ueberraschung bei einem Baseballfeld. Aber ich war sowieso weit genug gelaufen, drehte um und rannte wieder zurueck.
Mit dem Wasser bin ich genau ausgekommen, wahrscheinlich auch weil das Gelaende wie immer total flach war und ich so langsam wie schon lange nicht mehr gelaufen bin.
Fuer 20 km habe ich 1:53:40 gebraucht, nicht mitgerechnet die kurzen Trinkpausen, bei denen ich manchmal stehengeblieben bin.
Die einzigen Menschen, die gesehen habe, waren zwei Angler. Die hatten sich sogar einen Ventilator aufgestellt, damit ihnen nicht zu heiss wurde.

Dreckig wie ich war, wollte ich nicht direkt nach Hause fahren, sondern machte an dem herrlichen Badebrunnen in Cocoa Village halt, um mich abzukuehlen und die ganze Natur von mir abzuspuelen. Ich war natuerlich die einzige Erwachsene zwischen allen moeglichen Kindern dort, die von ihren daneben sitzenden Muettern bewacht wurden, aber ich dachte mir auch, dass ich wahrscheinlich die einzige dort war, die heute schon 20 km durch die Wildnis gelaufen ist. Da darf man das.

Insgesamt habe ich den Lauf sehr genossen. Bei all dem strukturierten Training mit vorgegebenen Geschwindigkeiten und dem ganzen Laufen an der grossen Strasse in Cocoa Beach war es eine schoene Abwechslung, mal wieder ein kleines Abenteuer zu erleben und durch die Natur zu rennen.

Hier noch ein Link zur Base Zeitung, die ueber den Mini-Triathlon von letzter Woche berichtet. Auf Seite 11 kann man mich bei Schwimmen in Action sehen.

10 Kommentare:

Hase hat gesagt…

"...und ein Krokodil schnell mal aus dem Wasser geschossen kommen koennte um mich aufzufressen. Ich troestete mich damit, dass diese possierlichen Tierchen mehr in der Daemmerung aktiv sind."

-> Ich sags ja - die Frau macht mich ferdich !! *g*
Kerstin, ich hoffe wirklich, daß die Krokodile über die Tatsache, daß sie nur in der Dämmerung aktiv sind, genauso gut informiert sind wie du :)

Anonym hat gesagt…

Also, die Geschichte mit dem Krokodil gab mir auch einen kleinen Stich, wie abenteuerlich, wow, pass nur gut auf Dich auf und sei nicht allzu mutig, wäre echt schade um Dich !!!

Es macht mir Freude, Deine Berichte in einer " anderen " Welt zu lesen, und darum bist Du jetzt gelinkt.

Grüße über den großen Teich - wie gesagt -
traue keinem Krokodil !!

Kathrin hat gesagt…

Hallo Kerstin, also das ist ja schon mal richtig interessant, so über eine Läuferin am Ende der Welt etwas zu lesen. Schöne, andere Perspektiven, es ist wirklich sehr bereichernd. Vielen Dank für Deinen Eintrag auf meiner Seite und schön, daß Dir das mit dem Marathon und dem eigenen Leben auch so geht.

Liebe Grüße...

Kathrin hat gesagt…

Ich wollte schreiben: Am ANDEREN ENDE der Welt... natürlich ;-))

Anonym hat gesagt…

*lach*
Als ich den Eintrag gelesen habe, dachte ich direkt an Kerstin und dass sie bestimmt wieder "feddich" ist ;-)

Aber mal im Ernst, ich glaube ich hätte Schiss, selbst wenn die Krokodile über die Zeit ihrer Aktivität wirklich gut informiert wären.

Kerstin hat gesagt…

Ich ja auch ein bisschen Schiss. Aber was sollte ich denn machen? Mir ist doch erst viel zu spaet eingefallen, dass da Krokodile aus dem Wasser auftauchen koennten.
Was bauen die da auch so einen Weg hin??? So viele gibt's hier auch nicht von der Sorte, so zugebaut wie alles ist...

Kerstin hat gesagt…

Immerhin ist MIR noch nie ein WILDSCHWEIN begegnet, auch wenn ich frueher fast taeglich im Wald war! ;-)

Hase hat gesagt…

Also echt, der Vergleich hinkt !! *lach*
Ich nehme es mit 1000 Wildschweinen auf, das macht mir gar keine Angst.
Aber nicht mal mit einem Babykrokodil, nie und nimmer.
Und deine komischen ( ;o) )Schlangenfotos da oben, die haben sich jetzt in mein Hirn eingebrannt und machen mich restlos fertich.
Du willst anscheinend echt, daß ich von deinem Blog fernbleibe - mach nur so weiter ;o)

Anonym hat gesagt…

Das mit den Wildschweinen aufnehmen würde ich auch nicht so laut sagen: Ich hatte schon zwei Begegnungen dieser Art, und ich sage Dir, die können ganz schön zur Sau werden. Nee, weder das eine, noch das andere....

Anonym hat gesagt…

ich möchte nicht, dass du da läufst wo krokodile sind!!!!