10.5.07

Ausgetrickst!

Da wollte ich heute mal meinen streng systematischen Trainingsplan austricksen, denn ich hatte irgendwie keine Lust, immer wieder den gleichen Huegel hoch und runter zu rennen, wie die Bergintervalle heute eigentlich vorgesehen hatten.
Ich hab aber natuerlich nichts gegen Berg- bzw. Huegeltraining (richtige Berge gibt's ja hier nicht) und wollte diesen Teil des Plans einhalten.
Und weil mir der Pleasant Hill Trail am Montag so gut gefallen hat, dachte ich, den kann ich doch glatt noch mal laufen, aber diesmal eben komplett. Der ist vier Meilen lang und huegelig, also kaeme ich genau auf die acht Meilen, die fuer heute vorgesehen waren.

So schoen hatte ich mir das also vorgestellt. Ich wollte auch extra frueh aufstehen, damit es nicht zu heiss wird. Allerdings hab ich mir um die Hitze dann doch zu wenig Gedanken gemacht, denn Montag hat das ja auch gut geklappt.
Nur, dass ich Montag gewandert und danach nur drei Meilen gelaufen bin. Ein grosser Unterschied!

Die Realitaet sah dann so aus: Ich bin erst um kurz vor halb acht aufgestanden, habe dann noch schoen gefruehstueckt, stundenlang im Internet rumgesurft und vierzig Minuten Anfahrt hatte ich auch. All das hat dazu gefuehrt, dass ich erst kurz vor halb elf loslaufen konnte. Nicht wirklich eine gute Zeit, um der Hitze zu entkommen.
Ich wollte kein Camelbak mitnehmen, weil das beim letzten Mal so gescheuert hat, also nur eine kleine Flasche Gatorade in der Hand. Die erste Meile war ja noch ganz nett. Es ging bergauf, groesstenteils durch den Wald, der mich mit Schatten versorgt hat und ich lief ganz langsam. Dann war ich warm und lief die zweite Meile schneller. Zu schnell fuer das Wetter, aber ein Schluck aus der Flasche an einem Picknickplatz half. Noch eine Meile weiter und ich nahm noch einen Schluck, denn dann konnte ich die Flasche stehen lassen und die letzte Meile bis zum Ende des Wegs laufen. Es ging immer noch mal bergauf, mal bergab, mal war es ganz flach und steil war es nie. In Kalifornien haette ich ueber die Huegelchen gelacht, aber da war es auch nicht so heiss und schwuel. Nach vier Meilen konnte ich umdrehen und da merkte ich dann, dass ich doch viel zu schnell gelaufen war. Negative Splits wuerde es heute auf keinen Fall geben. Eine Minute oder so ruhte ich mich im Schatten aus, dann ging es an den Rueckweg. Oje, ich lief nur noch, weil ich an meine Gatorade Flasche dachte, die schon halb leer war, aber treu an der Stelle des Wegs auf mich wartete, wo ich sie stehen gelassen hatte. Ich war nass vor Schweiss und haette mehrere Liter trinken koennen, aber ich hatte ja nur mein Mini-Flaeschchen. Also gut haushalten, einen Schluck trinken und weiter.
Bis zur Picknickstelle kam ich noch, also bis Meile sechs und dann ging gar nichts mehr. Ich hatte ganz leicht angefangen zu frieren, was bei der Hitze nie ein gutes Zeichen ist. Also trank ich den letzten Schluck Gatorade und legte mich auf eine Bank im Schatten und schwitzte vor mich hin. Ich weiss nicht, ob ich schon jemals so nassgeschwitzt war. Mein BH war komplett durch, beide Lagen, wo die obere Lage sonst normalerweise trocken bleibt.
Ich gebe ja wirklich nicht oft auf, aber heute war es soweit. Das lag vielleicht auch daran, dass ich gestern zu viele Artikel ueber die Gefahren und das Training in der Hitze gelesen habe und ich wollte nun wirklich nicht mitten im Wald ohnmaechtig werden oder mir irgendwelche schrecklichen Verletzungen zuziehen. Ausserdem konnte ich nicht mehr. Mein Koerper sagte mir ausnahmsweise mal ganz deutlich, dass er mich nicht im Lauftempo zum Auto tragen wollte.
Da hatte ich mich schoen selber ausgetrickst!
Nachdem ich mich noch ein bisschen ausgeruht und den allerletzten Schluck Gatorade getrunken hatte, ging ich also die letzten zwei Meilen zum Auto. Das war dann auf einmal ok und nicht zu heiss, aber laufen wollte ich jetzt auch nicht mehr.
Am Auto hatte ich Wasser, einen Apfel und eine Banane, mit denen ich mich staerken konnte und zum Glueck auch Wechselkleidung.
Zum Mittagessen goennte ich mir einen Burrito bei Moe's und, um meinen Salzhaushalt wieder auszugleichen, ass auch die Tortilla Chips, die dazu serviert werden.
Vollkommen wieder hergestellt will ich nun also warten, bis es sich heute Abend abkuehlt und dann die letzten zwei Meilen auf dem Golfplatz hier direkt vor der Tuer laufen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Kerstin,
Du hast es richtig gemacht, gut, dass die Warnsignale deutlich genug waren! das hat auch nichts mit "aufgeben" zu tun, sondern mit Vernunft. Ich habe schon mal bei einem Wettkampf (Stadtlauf, kein Schatten, sehr heiß) gesehen, wie eine Läuferin kurz vor dem Ziel mehrfach getaumelt ist, sich dann immer wieder aufrappelte und hinterher völlig orientierungslos in die entgegengesetzte Richtung torkelte. Die war kurz vor'm Kollaps und hat wohl sämtliche Signale ihres Körpers missachtet.
Ins Ziel gekommen ist sie dann auch nicht mehr, weil Sanis sie von der Strecke geholt haben. Das Ganze ist bei einem 10 km Rennen passiert, selbst bei so einer eher kurzen Strecke kann das also passieren.
Also immer schön vernünftig sein, ein Training kann man immer nachholeb, aber nicht, wenn man sich kapputt läuft;-)
Liebe Grüße
Manu

Anonym hat gesagt…

Das war absolut die richtige Entscheidung von dir ! Die Warnzeichen waren schon sehr deutlich.Ich hoffe du konntest dich gut erholen. Aber sehr schöne Bilder machst du immer, Respekt !

Kerstin hat gesagt…

Ja, ich konnte einfach nicht weiterlaufen und am Abend ging es dann wirklich besser.
Wie gut ich mich wirklich erholt habe, wird wohl der 5km-Lauf zeigen, der gleich startet. Ich glaube ja nicht an eine neue PB, aber immerhin gibt es danach Pfannekuchen!